Doppelte mikrobielle Bedrohung |
Laura Rudolph |
08.08.2024 11:00 Uhr |
Klebsiella pneumoniae ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das unter anderem Lungenentzündungen auslösen kann. In einigen Ländern kursiert derzeit eine multiresistente und stark krank machende Variante. / Foto: Getty Images/jarun011
Normalerweise verursachen Bakterien der Art Klebsiella pneumoniae als opportunistische Erreger fast ausschließlich bei immungeschwächten Patienten schwere Infektionen. In einigen Ländern zirkuliert jedoch eine besonders virulente Variante – Klebsiella pneumoniae vom Sequenztyp 23 (hvKp ST23) – die selbst gesunde Patienten schwer infizieren kann und zusätzlich multiple Antibiotikaresistenzen aufweist, auch gegen Reserveantibiotika wie Carbapeneme. Das macht eine Infektion nur sehr schwer behandelbar.
Wegen dieser Doppellast – hohe Resistenz und Virulenz – hat es Klebsiella pneumoniae gleich auf zwei Dringlichkeitslisten der WHO geschafft: die überarbeitete Liste von potenziellen Pandemieerregern und die Liste der Bakterien, gegen die am dringendsten neue, wirksame Antibiotika entwickelt werden sollten. »Das Auftreten dieser Isolate mit Resistenzen gegen Antibiotika der letzten Wahl wie Carbapeneme macht die Verabreichung alternativer antimikrobieller Behandlungen erforderlich, die in vielen Fällen nicht zur Verfügung stehen«, warnt die WHO in einem aktuellen Bericht.
Anfang des Jahres hat sie 124 Länder befragt, ob sie bereits Fälle von Infektionen mit hvKp ST23 festgestellt hätten. 43 Länder aus allen sechs WHO-Regionen haben geantwortet. Neben der Schweiz meldeten auch Algerien, Argentinien, Australien, Kanada, Indien, der Iran, Japan, Oman, die Philippinen, Thailand und das Vereinigte Königreich Nachweise des Sequenztyps hvKp ST23. Kambodscha, Hongkong (China), Papua-Neuguinea und die USA bestätigten zwar das Vorhandensein hypervirulenter Klebsiella-pneumoniae-Stämme, die jedoch nicht den Sequenztyp ST23 aufwiesen. Laut Robert-Koch-Institut gibt es bislang keine Nachweise für hypervirulente Klebsiella pneumoniae in Deutschland.
Um solche hypervirulenten Varianten künftig besser und schneller identifizieren zu können, plädiert die WHO dafür, die Laborkapazitäten weltweit auszubauen. Insbesondere der Nachweis von Virulenzgenen bereite derzeit noch Schwierigkeiten, während viele Labore Resistenzgene bereits effizient nachweisen könnten.