Doc Morris will Gleichberechtigung |
Cornelia Dölger |
14.05.2025 15:56 Uhr |
Laut einer Umfrage im Auftrag von Doc Morris nimmt die Beliebtheit von Onlineapotheken zu. Daraus leitet der Versender politische Ansprüche ab. / © Adobe Stock/Ralf
Die schwarz-rote Bundesregierung nimmt in ihrem Koalitionsvertrag die Gesundheitsversorgung in den Blick. Vielbeachtet in der Branche ist freilich das Apothekenkapitel, das 1:1 aus dem Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Gesundheit übernommen wurde und die Apothekenstärkung vorsieht, dabei ungewöhnlich konkret sogar das erhöhte Fixum beziffert.
Auch die Versender haben das Papier genau studiert, wie Walter Hess, CEO von Doc Morris, jetzt unter Beweis stellte. Sie zielen aber vor allem auf die Telepharmazie ab. Hess betonte in einer Unternehmensmitteilung anlässlich einer Verbraucherumfrage zu Onlineapotheken, dass es »gut und konsequent« sei, dass die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für Telepharmazie verbessern wolle. Im Vertrag heißt es wörtlich: »Rahmenbedingungen und Honorierung für Videosprechstunden, Telemonitoring und Telepharmazie verbessern wir, um die Versorgung flächendeckend sicherzustellen.«
Was genau mit Telepharmazie gemeint ist, hatte nicht zuletzt unter der Ampelregierung noch einigen Klärungsbedarf. So sprach das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in seinem Entwurf zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) von »Telepharmazie«, wobei es letztlich darum ging, Apothekenleitungen vertretungsweise an PTA zu übertragen. Die viel kritisierten »Apotheken light« wurden damit begründet. Entsprechend vieldeutig ist der Begriff offenbar.
Dass Doc Morris damit vor allem den Medikamentenversand meint, liegt nahe. In der Mitteilung erklärt Hess: »Wenn fast die Hälfte der Bevölkerung Arzneimittel online bezieht oder sich das vorstellen kann, dann ist die Telepharmazie im Versorgungsalltag angekommen.« Anlass für die Einschätzung ist besagte Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kantar im Auftrag von Doc Morris, nach der Onlineapotheken in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnen. Befragt wurden 1002 Personen.
Mehr 30 Prozent der Verbraucher bestellen demnach bereits rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Arzneimittel online – weitere 18 Prozent zögen dies in Erwägung, heißt es in der Mitteilung. Onlineapotheken seien bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt.
Für Hess leiten sich aus den Zahlen Ansprüche für die Branche ab. So müsse Telepharmazie »politisch und rechtlich als gleichberechtigte zweite Säule einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung neben der Vor-Ort-Betreuung behandelt und gefördert werden«, forderte der Doc-Morris-CEO.
Im Koalitionsvertrag gehen Union und SPD auf den Arzneimittelversand ein, allerdings nicht im Zusammenhang mit Telepharmazie, sondern mit der Absicht, deren Vorgaben an jene für lokale Apotheken anzupassen. Damit sollen »gleichlange Spieße« ermöglicht werden.