Doc Morris verliert fast 100 Millionen Franken |
Lukas Brockfeld |
13.03.2025 13:30 Uhr |
Der Versender macht seit Jahren hohe Verluste. / © Doc Morris
Laut seinem Geschäftsbericht konnte der Versandhändler Doc Morris im vergangenen Jahr durch das E-Rezept und das Card-Link-Verfahren zahlreiche Neukunden gewinnen. Demnach habe sich die Zahl der Rx-Neukunden im Jahr 2024 verdreifacht. Das Unternehmen will dieses Wachstum auch dank einer großangelegten Werbekampagne erreicht haben. Die Gesamtzahl der Kundinnen und Kunden wuchs dennoch nur moderat von 9,1 Millionen Ende 2023 auf 10,3 Millionen Ende 2024. In diesem Jahr will der Versender mit dem Slogan »Mach’s Dir Doc einfach!« nachlegen.
Auch die übrigen Geschäftszahlen von Doc Morris sehen nicht gut aus. So lag das EBITDA, also das Betriebsergebnis vor dem Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen, in Deutschland bei minus 47,2 Millionen Schweizer Franken. Im Jahr 2023 verbuchte das Unternehmen im deutschen Markt ein Minus von 31,8 Millionen. Doc Morris macht die hohen Kosten der 2024 ergriffenen Rx-Marketingmaßnahmen für die wachsenden Verluste verantwortlich.
Der Versandhändler verbucht auch in Frankreich und Spanien Verluste. Der Nettoumsatz des gesamten Unternehmens wuchs zwar um 4,9 Prozent, doch Doc Morris ist noch immer weit von der Gewinnzone entfernt. So lag das Unternehmensergebnis 2024 bei minus 97,3 Millionen Franken. Die hohen Verluste machen sich auch im Eigenkapital des Versenders bemerkbar. Dieses ging von 430,5 Millionen Franken im Jahr 2023 auf 340,1 Millionen Franken im Jahr 2024 zurück.
Das Unternehmen prüft daher verschiedene Wege zur Aufnahme neuer Eigenmittel. So sollen in diesem Jahr weitere 200 Millionen Franken in die Kassen fließen. Gelingen soll dies durch eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für bestehende Aktionäre. Das selbst gesteckte Ziel ist es »die Bilanz zu stärken, um strategische Ziele, wie die Gewinnung neuer Rx-Kunden über die nächsten Jahre, zusätzlich zu unterstützen«. Außerdem muss 2026 eine Wandelanleihe von 95 Millionen Franken zurückgezahlt werden.
Doc Morris hat seit Jahren kein profitables Geschäftsmodell. Im Jahr 2023 verbuchte das Unternehmen sogar einen Verlust von 117,6 Millionen Franken. Der Versandhändler setzte damals große Hoffnungen auf das neue E-Rezept. Tatsächlich haben sich die Zahlen des Unternehmens seit der Einführung der elektronischen Verordnungen etwas verbessert. Doc Morris spricht daher davon, die Ziele für 2024 erreicht zu haben. Allerdings ist der Versandhändler trotz E-Rezept, Card-Link und einer umfangreichen Werbekampagne noch immer weit von der Gewinnzone entfernt.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.