dm plant keine Abgabe von Rx-Arzneimitteln |
Melanie Höhn |
19.12.2024 10:30 Uhr |
Mit etwa 4000 Filialen und rund 80.000 Mitarbeitern ist dm der drittgrößte Drogeriekonzern der Welt. / © IMAGO/Michael Gstettenbauer
Gestern machte die Drogeriemarktkette dm publik, dass sie ab kommendem Jahr die Abgabe von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln plant. Das Geschäft soll von Tschechien aus geleitet werden. Nach Bekanntwerden der Pläne brachen die Kurse der niederländischen Versender Doc Morris und Shop Apotheke dramatisch ein: Die Aktien von Doc Morris sanken um etwa 15 Prozent, Redcare verlor etwa 9 Prozent.
Die Abgabe von Rx-Arzneimitteln sei jedoch nicht geplant, erklärte dm gegenüber der PZ. In der Vergangenheit klang das jedoch anders: Im Februar 2024 sagte dm Chef Christoph Werner, dass er in Zukunft auch verschreibungspflichtige Medikamente verkaufen will. Selbst Impfungen und Beratungen in Drogeriemärkten hielt er damals für denkbar.
Derzeit bereitet dm den Einstieg in den Apothekenmarkt noch vor: »Um genau dann starten zu können, wenn die Bedingungen gut und richtig sind, bereiten wir uns logistisch vor«, sagte Sebastian Bayer, Geschäftsführer Marketing und Beschaffung zur PZ. Auch führe dm bereits Gespräche mit relevanten Herstellern und Lieferanten von OTC-Produkten. Wichtige Gesprächspartner sind laut Bayer auch Startup-Gründer, die neue Ideen und Impulse in den Gesundheitsmarkt einbringen.
Die Vorbereitungen für den Verkauf von OTC-Produkten sieht Bayer als logische Konsequenz auf die Kundenerwartungen: »Seit vielen Jahren sind Gesundheitsprodukte eine unserer Kernkompetenzen«.
Der Gesundheitsmarkt steht nach seiner Einschätzung vor gravierenden Veränderungen: »Digital verändern das E-Rezept, die digitale Patientenakte, Health-Tracking und die Telemedizin die Welt. Aber auch die reale Welt ändert sich«.
In einem Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) erklärte dm-Chef Christoph Werner Anfang Dezember, dass das Apothekensterben zu den Herausforderungen im deutschen Gesundheitsmarkt gehöre. Es habe seine Ursache in Nachfolgeproblemen und darin, »dass Apotheker sagen, es rechne sich bei dem festgeschriebenen Vergütungssystem nicht mehr für sie«. Dieses Problem könne man mit Geld zuschütten – »letztlich würde dafür der Patient über seine Krankenkassenbeiträge oder der Steuerzahler über Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt aufkommen. Alternativ könnte man die Rahmenbedingungen ändern, damit neue Lösungen für eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung der Menschen sich entwickeln«, so Werner.
Drogerien mit integrierter Apotheke, wie es sie in den Vereinigten Staaten gibt, könnten laut Werner ein Vorbild für Deutschland sein. Auch Grippeimpfungen in Drogeriemärkten hält er für denkbar: »Ich würde uns zutrauen, dass wir auch bei einem solchen Thema mit guten Ideen aufwarten könnten.«