Digital von der Ansprache bis zur Abrechnung |
Daniela Hüttemann |
14.10.2024 15:00 Uhr |
Software-Häuser und Apotheken im Dialog: Nur wenn die Pharmazeuten ihre Wünsche und Verbesserungsvorschläge äußern, können die Anbieter diese auch umsetzen. / © PZ/Alois Müller
Bereits bei der Identifizierung und Ansprache von Patienten, die für die verschiedenen pharmazeutischen Dienstleistungen infrage kommen, kann die Warenwirtschaft mittlerweile helfen, erklärte Benjamin Neidhold vom Unternehmen Pharmatechnik bei einer Sonderausgabe des ABDA-Formats »pDL Campus live« auf der Expopharm, die auch hier im Nachgang angesehen werden kann.
Die Software könne automatisch einen Hinweis geben, dass dieser Patient einen entsprechenden Leistungsanspruch hat, zum Beispiel bei Neuverordnung eines Antihypertensivums oder bei Patienten mit mindestens fünf Wirkstoffen in Dauermedikation. Dann könne man dem Patienten je nach Betrieb und Art der Leistung anbieten, diese sofort durchzuführen, wie bei einer Blutdruckmessung, oder einen Termin anbieten, etwa für das Erstgespräch einer erweiterten Medikationsberatung.
Die Terminvergabe sei ohnehin eine Domäne, die sich gut digital unterstützen lässt. »Das haben wir bereits in der Pandemie erst für die Coronatests, dann für die Impfungen gelernt«, so Franziska Scharpf, Mitinhaberin der Scharpf-Apotheke in Sonthofen. Dazu gehöre aber nicht nur, einfach Termine ins Netz zu setzen, sondern diese vernünftig mit der Personal-, aber auch Raum- und Materialplanung zu verknüpfen. So lässt sich vermeiden, dass der Beratungsraum gerade schon mit einer Kompressionsstrumpf-Messung oder Impfung belegt ist oder zu wenig Leute am HV stehen.
Die »No-Show«-Rate sei unter 10 Prozent, berichtete Stefan Göbel, Inhaber der Brücken-Apotheke in Heringen, von seinem elektronischen Buchungssystem. Allerdings sei die Verknüpfung zwischen Buchungstool, Raum- und Personalplanung derzeit technisch nur »mit Krücken« machbar. Scharpf und Göbel würden sich hier eine integrierte Lösung wünschen.
Die Datenaufnahme sei mittlerweile durch das Stecken der elektronischen Versichertenkarte (EGK) deutlich vereinfacht und durch das E-Rezept bei den Patienten auch akzeptiert. Scharpf hat die Patienten- und Datenschutzvereinbarung mittlerweile digitalisiert und lässt den Patienten per Pad unterschreiben. Und ob nun schriftlich oder digital – dass die Kunden für eine pDL unterschreiben, sei überhaupt kein Problem. Das kennen sie nicht nur aus vielen anderen Bereichen, auch beim Arzt, sondern »sie vertrauen doch gerade uns Apotheken«, so Scharpf.
»Am wichtigsten ist die Software-Unterstützung bei der Medikationsanalyse«, betonte Bettina Hansen von Noventi. Hier können die Daten aus der Kundendatei im Warenwirtschaftssystem mit einer AMTS-Software wie dem Medicheck verknüpft werden. Der Apotheker geht dann alles mit dem Patienten durch, ob und wie er es anwendet, aktualisiert und erzeugt am Ende der AMTS-Prüfung, die sich mit Software-Unterstützung deutlich schneller durchführen lässt, einen vollständigen Medikationsplan.
»Gerade bei der AMTS-Prüfung ist eine Integration in die Warenwirtschaft wirklich wichtig – das war früher die Pest«, meinte Göbel. Er sei froh, dass die Programme einem mittlerweile viele Schritte abnehmen und er dadurch dem Patienten mehr Zeit widmen könne.
Neidhold von Pharmatechnik ergänzte, dass die Datengrundlage mit Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) im kommenden Jahr noch besser werden dürfte. »Natürlich muss weiterhin nachgefragt werden, ob der Patient auch wirklich alles so anwendet, aber immerhin besteht die Basis dann aus echten, eingelösten E-Rezepten. Damit haben wir einen Medienbruch weniger.« Und eine apothekenübergreifende Lösung, denn selbst Stammkunden kauften hin und wieder woanders ein.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.