»Die Zeit für Veränderungen ist jetzt« |
Cornelia Dölger |
25.09.2023 12:25 Uhr |
Türen zu, Ohren offen: An diesem Mittwoch sollen die Apotheken stundenweise schließen und den Worten des Bundesgesundheitsministers folgen, der beim DAT Rede und Antwort stehen soll. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Für ihn sei es »alternativlos«, bei den geplanten Schließungen mitzumachen, sagt etwa Apotheker Marcus Büschges, der in Viersen sowie in Dülken am Niederrein zwei Apotheken führt. Allerdings halte er die Idee, an einem Mittwochnachmittag für drei Stunden zu schließen, für »sinnfrei«, weil die meisten Landapotheken da ohnehin geschlossen seien. Gleichwohl mache sein Team selbstverständlich mit, so Büschges zur PZ. Denn zum ersten Mal in seiner 32-jährigen Berufszeit erlebe er »einen echten Zusammenhalt unter den Kollegen und eine Idee davon, dass wir tatsächlich etwas bewegen können«.
Seine Hauptapotheke werde von 13 bis 18 Uhr geschlossen sein, die Filiale habe Notdienst. Die Kundschaft werde im Vorfeld über die Social-Media-Kanäle sowie in der Apotheke informiert. Alle Apotheken im Stadtteil unterstützten die Aktion, in der Stadt Viersen würden die meisten schließen, so Büschges.
Es gelte, den Schwung auszunutzen und den Druck auf politische Entscheider aufrechtzuerhalten. Dafür müsse sich naturgemäß die Standesvertretung einsetzen, allerdings seien auch die Apothekenteams gefragt. »Die Zeit für Veränderungen ist jetzt.« Jeder Apotheker müsse seine Möglichkeiten ausschöpfen, forderte Büschges, der wie einzelne weitere Apotheker zu Beginn der vergangenen Woche eine lange Liste mit fehlenden Medikamenten an die Redaktion der »Bild«-Zeitung geschickt hatte, um auf die Not aufmerksam zu machen.
Das Springer-Blatt nahm den Faden auf und berichtete seitdem mehrmals über Lieferengpässe, den Groll der Apothekenteams auf den Bundesgesundheitsminister sowie über dessen Reaktionen auf die Kritik. Die PZ hat darüber berichtet.
Dem Minister, der dieses Jahr erneut nicht persönlich beim DAT erscheint, sondern sich wie 2022 per Video zuschalten lässt, liegen seit einiger Zeit sechs drängende Fragen der Apothekerschaft zur Zukunft der Arzneimittelversorgung vor. Diese will der Berufsstand beantwortet wissen und hat den 27. September zum »Tag der Antworten« erkoren. Die vorab breit kommunizierten Aufrufe zu Apothekenschließungen sollen dem Nachdruck verleihen.
Für Apotheker Stefan Göbel aus dem hessischen Heringen ist die Aktion zwar ein Anfang, allerdings bereite er sich in Absprache mit den Kolleginnen und Kollegen eher auf größere Streiks vor, teilte er der PZ mit. Die Apotheken in seinem Umkreis hätten sich koordiniert. Alle anderen hätten Mittwochnachmittag sowieso geschlossen, seine Hauptapotheke habe Notdienst, die Filiale schließe.