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Frauen und Männer

Die Unterschiede kommen noch zu kurz

Frauengesundheit war das übergeordnete Thema mehrerer Veranstaltungen am letzten Nachmittag der Expopharm. Deutlich wurde: Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern spielen in der Pharmazie noch eine zu geringe Rolle – meist zum Nachteil der Frauen.

Frauen bekommen im Vergleich zu Männern oft später ihre Diagnose und erhalten in der Folge oftmals schlechtere Therapien. Außerdem leiden sie häufiger unter Nebenwirkungen und haben ein anderes Schmerzempfinden. Das hoben Tilly Duderstadt, Filialleiterin der Nordring Apotheke in Berlin, und ihre Kollegin vom Verbund »Apotheken mit Herz«, Olivia Peter aus der Lichtenberg Apotheke, hervor. Selbst in der Forschung würden männliche Mäuse bevorzugt, weil der weibliche Zyklus womöglich die Untersuchung störe, berichteten sie.

»Bestimmte Erkrankungen können bei beiden Geschlechtern auftreten, betreffen Frauen aber überproportional häufig«, informierte Peter. So erkranken Frauen etwa dreimal häufiger an Multipler Sklerose und dem Erschöpfungssyndrom ME/CFS, an Fibromyalgie sogar sechsmal häufiger als das andere Geschlecht. Ein Lipödem betrifft etwa 10 Prozent aller Frauen, Männer sind Einzelfälle. Dazu kommt, dass sich Symptome bei Frauen manchmal anders äußern und übersehen werden – zum Beispiel bei einem Herzinfarkt.

Die Apotheke als Lotse

Hier hätten Apotheken eine wichtige Lotsenfunktion. »Ich sehe mich als eine Art Wegweiserin, die sagt: Geh zu deiner Ärztin und bestehe so lange auf Antworten, bis sie dich ernst nimmt.« In Beratungsgesprächen könnten Apotheker wichtige Impulse geben – etwa nachfragen, ob bereits Blutbilder oder organische Untersuchungen durchgeführt worden sind.

Peter machte deutlich, dass das Problem nicht nur bei einzelnen Ärzten liegt, sondern strukturell im Gesundheitssystem verankert ist: »Es fehlt an Zeit, Geld und Schulung.« So gebe es zum Beispiel keine eigene Abrechnungsziffer für eine Beratung zu Wechseljahren, die durchaus eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit in Anspruch nehmen könne.

Duderstadt wies darauf hin, dass die Wissenslücken zu frauenspezifischen Themen auch in der pharmazeutisch-medizinischen Wissenschaft noch groß seien: »In Studien mit neu zugelassenen Arzneimitteln müssen Frauen zwar repräsentiert sein, aber bei den schon länger verfügbaren Arzneimitteln gibt es oft keine Daten zu möglichen geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Wirkung oder bei Nebenwirkungen. Und auch in den Fachinformationen und Leitlinien ist das kein Thema.«

Bei einer Podiumsdiskussion von »PZ Nachgefragt« erinnerte Anja Klauke, Leiterin des Geschäftsfeldes Selbstmedikation beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), daran, dass die Teilnahme von Frauen an klinischen Studien infolge des Contergan-Skandals generell kritisch gesehen wurde. Mittlerweile habe sich das zwar geändert – eine Teilnahme von Frauen sei sogar vorgeschrieben –, häufig gebe es aber zu wenige Frauen, die dazu bereit seien. »Das ist auch für uns als Industrie ein Problem.«

Keine falsche Scheu

Frauengesundheitsthemen und speziell die Wechseljahre in der Apotheke anzusprechen, falle vielen Apothekerinnen und Apothekern schwer, sagte die österreichische Pharmazeutin Heidi Gregor, die als Kommunikationstrainerin und Wechseljahrcoach tätig ist. Viele trauten sich nicht, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen. »Diese Angst möchte ich gerne nehmen, denn meine Erfahrung ist, dass es sehr gut ankommt, wenn man es richtig macht.« Es brauche allerdings Fingerspitzengefühl – gerade jüngere Frauen mit Mitte 40 wollten oft nicht hören, dass ihre Symptome womöglich Wechseljahresbeschwerden sind. Laut Umfragen fühle sich jedoch mehr als die Hälfte der betroffenen Frauen schlecht über mögliche Symptome im Zusammenhang mit der Perimenopause informiert.

Dabei seien Frauen im Gegensatz zu Männern oft deutlich mehr an ihrer Gesundheit interessiert, sagte Stefan Göbel, Inhaber Brücken-Apotheke in Heringen. Weil sie gleichzeitig auch kritischer seien als Männer, führe das aus seiner Erfahrung häufiger dazu, dass sie verordnete Medikamente eigenmächtig absetzen. Gleichzeitig könne es aber auch eine Chance sein: Wenn eine kritische Patientin durch gute und zugewandte Beratung in der Apotheke von der Sinnhaftigkeit einer Therapie überzeugt werde, könne das die Compliance fördern.

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