Die Spur führt nach Ankara |
Vor zwei Wochen durchsuchte das Düsseldorfer Kommissariat für Wirtschaftskriminalität die Räume der Firma ILTS-Forwarding in Neuss. Ziel war es, gefälschte Produkteinheiten des Diabetes-Arzneimittels Ozempic sicherzustellen und so weitere Gesundheitsgefahren für potenzielle Käufer zu verhindern, teilte die Polizei Düsseldorf am 9. November mit. Demnach sollen die Neusser »Geschäftsleute« im Juli von einer türkischen Firma mehr als tausend Einheiten der gefälschten Diabetes-Pens bezogen und teilweise vertrieben haben. Die vertriebenen Fälschungen seien in Verpackung und Spritzen ähnlich gestaltet, jedoch ohne den Original-Wirkstoff. Die Polizei vermutete, dass sich die Geschäftsleute einen sechsstelligen Vermögensvorteil verschaffen wollten. Das »Unternehmen« werde nach Angaben der Polizei durch eine 51-jährige Düsseldorferin und ihre 78-jährige Mutter vertreten, beide seien türkische Staatsangehörige. Bei der Durchsuchung konnten die Polizei keine gefälschten Medikamente sicherstellen. Um die Vertriebswege und den Verbleib der Fälschungen herauszufinden, ermittele sie weiter in dem Fall, hieß es.
Und hier schließt sich der Kreis. Denn bei der türkischen Firma handelt es sich offenbar um AUB Healthcare mit Sitz in Ankara. Zwar habe die Firma auf Anfrage bestritten, Geschäfte zu den im Zusammenhang mit den Ozempic-Fälschungen genannten Firmen unterhalten und Produkte geliefert zu haben, hieß es im »Tagesschau«-Bericht. Allerdings trug die Charge der gefälschten Abnehmspritzen, die laut WGEO-Berichten von der türkischen Firma AUB an die österreichische Naturemed gegangen sein sollen, die Nummer MP5E511.
Aus der gleichen Charge landeten offenbar auch gefälschte Ozempic-Spritzen bei dem Salzburger Schönheitschirurgen Christian Wolf. Zu den Patienten von Wolf zählte demnach eine 32-jährige Salzburgerin. Die Frau geriet, nachdem sie sich eine der mutmaßlich mit Insulin gefüllten angeblichen Ozempic-Spritzen verabreicht hatte, in eine lebensgefährliche Unterzuckerung. Sie musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und dort auf der Intensivstation behandelt werden. Wo die gefälschten Packungen geblieben sind, ist demnach weiter unklar.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft im oberösterreichischen Steyr gegen Wolf wegen des Verdachts auf schweren Betrug und schwere Körperverletzung. Wie die Staatsanwaltschaft am 30. Oktober der PZ gegenüber erklärt, habe es bereits Hausdurchsuchungen gegeben. Laut der »Tagesschau« ermittelt die Staatsanwaltschaft Steyr aber nicht nur gegen Wolf, sondern auch gegen seine mutmaßlichen österreichischen Lieferanten, die Firmen TCHmed und die Kairos 13. Beide Firmen verfügten nach Erkenntnissen der Ermittler über keine Zulassung zum Handel mit Arzneimitteln. Kairos 13 ließ eine Anfrage unbeantwortet. Der Geschäftsführer der TCHmed bestritt, Geschäfte mit Ozempic gemacht zu haben, berichtete die »Tagesschau«.