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Die richtige Ernährung bei Reizdarm-Syndrom

Das Reizdarm-Syndrom ist in seinen Symptomen vielfältig wie ein Chamäleon. Bei der Ernährung gilt es, individuelle Triggerfaktoren herauszufinden. Einige allgemeine Tipps und konkrete Hinweise zu bevorzugten Ernährungsformen und Probiotika lassen sich jedoch geben.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 14.11.2025  16:20 Uhr

Reflux, Magenschmerzen, Bauchkrämpfe, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung – und keine auffindbare Ursache. »Jedoch bilden Patienten mit der Diagnose Reizdarm-Syndrom sich ihre Symptome nicht ein und ihr Leidensdruck ist groß«, betonte Professor Dr. Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, kürzlich bei der Scheele-Tagung in Warnemünde. Oft hätten sie einen langen Leidensweg hinter sich, wenn sie zu ihm in die Klinik kämen – und einen bis zwei Ordner voll mit Arztbriefen und Untersuchungsergebnissen.

Zur Pathophysiologie des Reizdarm-Syndroms gibt es mittlerweile einige Erklärungsansätze. Hieran sollten sich die Therapieziele orientieren, empfahl der Gastroenterologe – und natürlich an den Symptomen. So fand man zum Beispiel genetische Auffälligkeiten bei Kohlenhydrat-spaltenden CAZymen (Carbohydrate-Active Enzymes) bei Betroffenen. Es kommt zu vermehrter Fermentation im Darm und zu einem Blähbauch.

Die Zeichen mehren sich, dass bei den Patienten eine Dysbiose im Darm besteht, möglicherweise mit einer Dysbalance der endogenen Serotonin-Produktion und zu viel Histamin-Produktion. Die intestinale Permeabilität und Motilität sind gestört und TRPV-Rezeptoren überaktiviert, was die Schmerzen erklären könnte. TRPV steht für Transient Receptor Potential Vanilloid.

Ernährungs- und Symptomtagebuch als Basis

»Der TRPV1-Rezeptor wird durch Capsaicin aktiviert«, erklärte Sina. Weniger scharf zu essen, sei daher ein guter Tipp für die meisten Reizdarm-Patienten. Generell sollten diese ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen, um ihre persönlichen Triggerfaktoren wie Lactose oder Fructose zu identifizieren.

Wichtig sei dies auch, um unnötige Einschränkungen zu vermeiden, die ein Risiko für Essstörungen und Mangelernährung bergen. Eine glutenfreie Diät sei beispielsweise nicht generell empfehlenswert. Manche Empfehlungen für gesunde Ernährung sind übrigens nicht allen Reizdarm-Patienten zuträglich. Sie sollten es zum Beispiel nicht mit Ballaststoffen übertreiben und eher auf lösliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Hafer statt auf Weizenkleie setzen. Bei orthorektischen Patientinnen, die sich obsessiv gesund ernähren, müsse er manchmal sogar empfehlen, weniger Gemüse zu essen. Generell empfiehlt die S3-Leitlinie lösliche Ballaststoffe und rät von unlöslichen ab.

Leitlinie empfiehlt Low-FODMAP-Diät

Die Leitlinie rät vor allem zu einer Low-FODMAP-Diät, also eine Ernährung mit wenig fermentierbaren Kohlenhydraten, wozu auch eine weizenreduzierte Ernährung gehört. Hierfür gibt es mittlerweile zahlreiche Tabellen und Kochbücher. Sina empfiehlt für vier bis acht Wochen eine komplette FODMAP-Restriktion und dann die langsame Wiedereinführung auf niedrigem Niveau. Auch eine Low-Carb-Diät könne zu einer deutlichen Symptomlinderung führen. Beide Ernährungsweisen seien in einer Studie vergleichbar wirksam und sogar effektiver als Medikamente gewesen.

Einfacher umsetzbar und ebenfalls empfehlenswert sei die klassische mediterrane Ernährung: ohne Pizza und Pasta, stattdessen mit Olivenöl, Fisch, viel Gemüse und Hülsenfrüchten. Auch ein Fokus auf Lebensmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index verbessere die Symptome.

Für intermittierendes Fasten gebe es dagegen keine gute Datenlage bei Reizdarm-Syndrom. Vielen Patienten helfe es, eher kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, anderen täten längere Pausen gut. Was immer gilt: sich genügend Zeit und Ruhe zum Essen nehmen.

Probiotika für mindestens vier Wochen eine Chance geben

Die Leitlinie empfiehlt auch Probiotika, allerdings ist hier die Wirksamkeit individuell unterschiedlich und bislang nicht vorhersagbar. »Es kommt keiner zu mir, der nicht schon ein Probiotikum ausprobiert hat«, berichtete Sina. Er rät zu vierwöchigen Versuchen mit Einzelstammpräparaten.

Die Leitlinie verweist hier auf Stämme mit klinisch belegter Wirksamkeit wie Bifidobacterium animalis ssp. lactis DN-173 010, wenn die Verstopfung dominiert (Activia®-Milchprodukte), Lactobacillus rhamnosus GG bei Durchfall-dominiertem Reizdarm-Syndrom (zum Beispiel InfectoDiarrstop® LGG) oder Lactobacillus acidophilus zur allgemeinen Symptomlinderung (zum Beispiel Paidoflor®).

Sina nannte zudem den Stamm Bifidobacterium bifidum HI-MIMBb75 (enthalten in Kijimea® Reizdarm Pro), für den es eine hochwertige Studie gibt. Strenggenommen handle es sich hier nicht um ein Probiotikum, sondern um ein Parabiotikum, da die Bakterien hitzeinaktiviert sind.

Das Fazit des Gastroenterologen: »Das Reizdarm-Syndrom ist kompliziert, daher braucht es eine interdisziplinäre Beratung, zu der Apotheker explizit dazu gehören.« Für die Forschung gelte es, noch mehr über die einzelnen Subgruppen herauszufinden, um besser therapieren zu können.

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