Die neue Kinderapotheke |
Abbildung 1: Schrankwand mit Teedosen sowie den Schubladen mit einem Heilpflanzenquiz / © DAM
Insgesamt orientiert sich die Einrichtung an klassischem Offizinmobiliar, wie dem charakteristischen Rezepturtisch mit Buch und Waage und einer Schrankwand mit offenen Repositorien für Standgefäße, im Unterteil mit vielen Schubladen. Die kräftige korallenrote Farbfassung mit Goldrändern greift die leuchtenden Farben barocker Offizinen auf. Ein Beispiel im Museum dafür ist die ursprüngliche Farbfassung der Apotheke des Ursulinenklosters zu Klagenfurt, deren Rekonstruktion in dieser leuchtenden Farbfassung in Raum 6 virtuell abrufbar ist.
Die oberen Regale der Schrankwand präsentieren Dosen mit typischen Teedrogen (Abbildung 1). Darunter zeigt eine Vitrine historische Arzneiformen von der vergoldeten Pille bis zum Konfekt. Hauptattraktion des Schranks sind aber sechs Schubladen, die jeweils ein Quiz zu einem Thema enthalten, etwa Erfindungen von Apothekern, Inhaltsstoffe von Arzneien und Alltagsprodukten, Krankheitserreger sowie Heil- und Giftpflanzen. Die Auflösungen finden die Kinder jeweils unter Klappen.
Abbildung 2: Erzgebirgische Volkskunst in Pandemiezeiten: Christian Drosten als Räuchermännchen, 2021 (Inv.-Nr. VII E 509) / © DAM
Als weitere Attraktion gibt es ein puzzleartiges Kräuterquiz. Gezeigt werden sieben Heilpflanzenbilder. Zu jeder Pflanze gibt es jeweils ein Holzplättchen mit dem Pflanzennamen und eines mit der dazu passenden Indikation. In das Display sind Vertiefungen eingelassen, in die die Plättchen eingefügt werden können. Die Gäste müssen die Plättchen richtig zuordnen; nur das Teilstück mit der richtigen Antwort passt in die dafür vorgesehene Vertiefung. Ein Hebelmechanismus sorgt dafür, dass die Plättchen anschließend in eine Lade fallen und das Spiel von vorne beginnen kann.
Ein weiteres Thema sind Fabeltiere und Zauberpflanzen. Mit »Drachenblut«, einem Pflanzenharz, das vor allem für Zahnpulver verwendet wurde, dem berühmten Einhornpulver als giftwidrigem Fiebermittel und Alraunenöl als Bestandteil von Schlaf- und Schmerzmitteln spielten sie in der historischen Heilkunde eine so wichtige Rolle, dass es sich lohnt, in alten Kräuterbüchern auf Spurensuche zu gehen – mit Reproduktion der Illustrationen und des Originaltexts sowie Transkription.
Abbildung 3: Vitrine mit Apothekerwaren und Spielzeug / © DAM
Und was in einer Kinderapotheke nicht fehlen darf, sind Apothekenwaren für Kinder und thematisch passendes Spielzeug. Historische Wundpuder, eine über hundert Jahre alte Puppenapotheke, Bilderbücher, eine Playmobil-Apotheke, aber auch »Impfhelfer« und Virologe Christian Drosten als Räuchermännchen: In einer kindgerecht gebauten Vitrine (Abbildungen 2 und 3) zeigen wir ein breites Spektrum von der Grundversorgung der Allerkleinsten bis zur Didaktik, wie man einem Kind die Angst vor der Spritze nehmen und sich spielerisch einem ernsten Thema wie Krankheit und Arzneimittelversorgung nähern kann.
Im Zuge der Neugestaltung mussten wir uns schweren Herzens von unserer alten Kinderapotheke, die viele Jahre gute Dienste geleistet hat, verabschieden. Sie war dem Besucheransturm nicht mehr gewachsen, hat aber ein neues Zuhause im Museum Obertor-Apotheke Marktheidenfeld gefunden, in dem sie bestens zur Geltung kommt.
Die Einrichtung der neuen Kinderapotheke war nur möglich dank der großzügigen Unterstützung durch unseren Förderverein Deutsches Apotheken-Museum. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Mitgliedern und dem Vorstand noch einmal herzlich für die Förderung bedanken.