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Armut

Die Krankheitslast der ärmsten Milliarde

Armut in ihren verschiedenen Ausprägungen ist eines der größten Probleme der Gegenwart. Selbst in einem reichen Land wie Deutschland beeinflusst das Einkommen die Gesundheit. Doch übersteigen die gesundheitlichen Folgen von Armut, denen die weltweit ärmsten Menschen gegenüberstehen, dies bei Weitem.
AutorKontaktCarolin Lang
Datum 16.12.2024  07:00 Uhr

Über die Krankheitslast der von Armut betroffenen Menschen berichtete im August 2021 eine internationale Forschungsgruppe im Fachjournal »Plos One«. Sie hat die Krankheitslast für die ärmste Milliarde Menschen der Welt untersucht und mit entsprechenden Schätzungen für Hocheinkommensländer verglichen. Dazu hat sie die von extremer Armut betroffene Bevölkerung anhand eines mehrdimensionalen Armutsindex definiert und zur Analyse der Krankheitslast auf Daten der »Global Burden of Disease Study« aus dem Jahr 2017 sowie Expertenumfragen zurückgegriffen.

Demnach lebte mit knapp 57 Prozent die Mehrheit der ärmsten Menschen in Afrika südlich der Sahara, rund 32 Prozent in Südasien und etwa 12 Prozent in anderen Regionen wie Lateinamerika oder dem Mittleren Osten. Die Population war insgesamt deutlich jünger als in Regionen mit hohem Einkommen.

Übertragbare, maternale, neonatale und ernährungsbedingte Krankheiten dominieren

Die Zusammensetzung der Krankheitslast wurde anhand sogenannter behinderungsbereinigter Lebensjahre (disability-adjusted life years, DALY) bemessen. Ein DALY entspricht dabei einem verlorenen gesunden Lebensjahr. Es setzt sich zusammen aus den durch vorzeitige Mortalität verlorenen Lebensjahren (years of life lost to due to premature mortality, YLL) und den mit gesundheitlicher Einschränkung gelebten Lebensjahren (years of healthy life lost due to disability, YLD).

Unter der ärmsten Milliarde Menschen entfielen etwa 65 Prozent der DALY auf übertragbare, maternale, neonatale und ernährungsbedingte (CMNN) Krankheiten, rund 29 Prozent auf nicht übertragbare Krankheiten und um die 6 Prozent auf Verletzungen. In Hocheinkommensländern verhielt es sich anders: Hier gingen nur rund 5 Prozent der DALY auf CMNN-Krankheiten, aber 85 Prozent auf nicht übertragbare Krankheiten sowie 10 Prozent auf Verletzungen zurück.

Die altersstandardisierte DALY-Rate für nicht übertragbare Krankheiten war unter den Ärmsten mit 23.583 DALY pro 100.000 Menschen um 44 Prozent höher als in wohlhabenden Regionen und bei den Verletzungen um 86 Prozent höher. Doch der größte Unterschied zeigte sich bei den CMNN-Krankheiten: Die altersstandardisierte DALY-Rate war hier mit 32.334 DALYs pro 100.000 Menschen etwa 21-mal (2147 Prozent) höher ist als in Regionen mit hohem Einkommen.

Der Großteil (circa 72 Prozent) der DALY durch CMNN-Erkrankungen ging in den ärmsten Regionen auf Neonatalerkrankungen, Infektionen der unteren Atemwege, Durchfallerkrankungen, HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose zurück. Sie waren insgesamt für etwa 47 Prozent aller DALY verantwortlich, in Hocheinkommensländern hingegen für knapp 4 Prozent.

Kinder besonders betroffen

Die YLL-Raten waren bei der ärmsten Milliarde der Weltbevölkerung – insbesondere aufgrund von Malaria, Durchfallerkrankungen, Infektionen der unteren Atemwege und Neonatalerkrankungen – bei den Kindern unter fünf Jahren am höchsten (192.506 pro 100.000), gingen im Verlauf der Kindheit zurück und stiegen im Erwachsenenalter wieder an. Mit steigendem Alter fielen die nicht übertragbaren Erkrankungen zunehmend ins Gewicht. Insgesamt entfielen etwa 60 Prozent der YLL und 52 Prozent der DALY auf Kinder unter fünf Jahren, verglichen mit 3 beziehungsweise 2 Prozent in den Hocheinkommensländern.

YLD machten bei der ärmsten Milliarde Menschen in allen Altersgruppen einen geringeren Anteil an den DALY-Raten aus als YLL. Dieser hohe Beitrag der Mortalität zur Krankheitslast sei im Hinblick auf die Gesamtzahl der YLL durch die jüngere Bevölkerung noch verstärkt, heißt es in der Publikation.

»Unvollendete Agenda«

Die größten Diskrepanzen zwischen arm und wohlhabend bestünden nach wie vor bei den übertragbaren, maternalen, neonatalen und ernährungsbedingten Krankheiten, resümieren die Forschenden. Zwar seien bereits Fortschritte hinsichtlich der Gesundheitsbelastung durch beispielsweise Durchfallerkrankungen, Infektionen der unteren Atemwege, Müttersterblichkeit und Malaria zu verzeichnen. Doch gebe es hier immer noch eine große »unvollendete Agenda«.

Darüber hinaus habe die Analyse jedoch auch gezeigt, dass auch die Krankheitslast durch nicht übertragbare Krankheiten und Verletzungen nicht zu unterschätzen sei und somit als Teil dieser Agenda zur Prävention und Behandlung von Krankheiten in Bevölkerungsgruppen, die in extremer Armut leben, betrachtet werden sollte.

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