Die häufigsten Nebenwirkungen von Psilocybin |
Annette Rößler |
16.04.2024 16:18 Uhr |
Ohne die Begleitung durch einen Therapeuten soll Psilocybin bei Depressionen nicht angewendet werden. / Foto: Adobe Stock/Prostock-studio
Psilocybin beziehungsweise sein wirksamer Metabolit Psilocin ist ein serotonerges Psychedelikum, dessen Wirkung bereits in den 1960er-Jahren erkannt und erforscht wurde. Nach dem – überwiegend politisch motivierten – Verbot von psychedelischen Substanzen ließ das wissenschaftliche Interesse an der Wirkstoffklasse zunächst stark nach, bevor es in den vergangenen Jahren wieder größer wurde. Diverse Studien und Anwendungsversuche zeigen eine positive Wirksamkeit etwa bei Patienten mit therapieresistenter Depression, wenn Psilocybin eingebettet in eine Psychotherapie und unter Aufsicht des Therapeuten verabreicht wird. In Australien ist diese Anwendung mittlerweile zugelassen.
Welche akuten Nebenwirkungen Psilocybin haben kann, sei jedoch noch nicht systematisch erfasst worden, bemängelt eine Gruppe um Dr. Akhila Yerubandi von der University of Georgia in Athens, USA, im Fachjournal »JAMA Network Open«. Mit ihrer Publikation, einem systematischen Review mit Metaanalyse, wollen die Forschenden dies nachholen.
Berücksichtigt wurden sechs Studien mit insgesamt 528 Teilnehmenden, die zur Hälfte (51 Prozent) weiblich waren und im Median 39,8 Jahre alt. Psilocybin wurde im Rahmen der Studien entweder in mittleren Dosen von 10 bis 20 mg oder in hohen Dosen von 20 bis 30 mg verabreicht. Verglichen wurde entweder mit Placebo oder mit einem aktiven Komparator wie Niacin, Escitalopram oder Psilocybin in niedriger Dosierung (1 bis 3 mg). Da Psilocin eine kurze Halbwertszeit hat und nur drei bis zwölf Stunden lang wirkt, wurden lediglich akute Nebenwirkungen ausgewertet.
Sieben Nebenwirkungen wurden in mehreren Studien angegeben und gingen daher in die Auswertung ein: Kopfschmerzen, Übelkeit, Ängstlichkeit, Schwindel, Blutdruckanstieg, Paranoia und vorübergehende Denkstörung. Von diesen erreichten aber die letzten beiden nicht das statistische Signifikanzniveau, sodass die Autoren keine Assoziation mit der Psilocybin-Anwendung sehen.
Lediglich zwei Nebenwirkungen tauchten in allen sechs Studien auf, nämlich Kopfschmerzen mit einer Häufigkeit zwischen 2 und 66 Prozent und Übelkeit mit einer Häufigkeit von 4 bis 48 Prozent. Patienten mit Kopfschmerzen gaben diese als leicht bis mittelstark an und benötigten zur Linderung keine Schmerzmittel. Die Übelkeit wurde in fünf der sechs Studien als nicht gravierend und vorübergehend (innerhalb einer Stunde) bezeichnet. Ängstlichkeit als Nebenwirkung wurde in drei Studien genannt, Schwindel und Blutdruckanstieg jeweils in zwei Studien.
Insgesamt habe Psilocybin in therapeutischen Dosen laut diesen Daten ein tolerables akutes Nebenwirkungsprofil und unerwünschte Effekte verschwänden innerhalb von 24 bis 48 Stunden wieder vollständig, fassen die Autoren zusammen. Allerdings sei es wichtig, dies in größeren Populationen zu überprüfen, die dann auch Patienten mit Komorbiditäten enthalten sollten, und dabei auf seltene Nebeneffekte wie Paranoia und Denkstörung gezielt zu achten.
Auch Möglichkeiten, die Nebenwirkungen durch Medikamente oder andere Maßnahmen abzumildern, sollten eruiert werden. So könne es beispielsweise möglicherweise gegen Übelkeit helfen, wenn Psilocybin nicht auf nüchternen Magen eingenommen werde, und zur Kontrolle eines Blutdruckanstiegs kämen etwa Clonidin oder Nifedipin in Betracht.