| Lukas Brockfeld |
| 17.12.2025 13:06 Uhr |
ABDA-Präsident Thomas Preis gab der SZ ein Interview. / © © Zweilux – Agentur für Fotografie und Fotomanagement, Ludolf Dahmen
Direkt zu Beginn des SZ-Interviews wurde es persönlich. Thomas Preis wurde gefragt, ob er seinem Enkel den Beruf des Apothekers empfehlen würde. Der ABDA-Präsident antwortete »Auf jeden Fall«. Angesprochen auf die schwierigen Rahmenbedingungen und die zahlreichen Apothekenschließungen antwortete er: »Deshalb unternehmen wir auch große politische Anstrengungen, damit sich unsere Lage bessert.«
Preis übte im Interview zwar Kritik am Ausbleiben der im Koalitionsvertrag versprochenen Honorarerhöhung, äußerte sich aber dennoch wohlwollend über die Gesundheitsministerin: »Ich halte Frau Warken für eine sehr gute Gesundheitsministerin in wirtschaftlich schweren Zeiten der Krankenkassen«. Die Regierung habe erkannt, dass die Apotheken für die Arzneimittelversorgung unverzichtbar seien. »Die Erkenntnis in der Politik ist da, aber es fehlen die Taten. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass die Menschen in diesem Land gut versorgt sind, das ist unsere Zusage an Frau Warken, dafür erwarten wir auch eine angemessene Unterstützung«, so Preis.
Die Erhöhung des Apothekenfixums müsse sofort erfolgen, auch weil die Erhöhung des Mindestlohns die Ausgaben für Gehälter in die Höhe treibe. »Wir sehen doch jetzt schon, wie das Apotheken-Netz immer weiter ausdünnt. Ende September lag die Zahl der Apotheken noch bei 16.732. Die Menschen spüren schon, dass die Wege zur nächsten Apotheke länger werden«, erklärte der ABDA-Präsident gegenüber der SZ. Für die Krankenkassen würden durch die Erhöhung überschaubare jährliche Mehrkosten von etwa 900 Millionen Euro entstehen.
Thomas Preis erklärte im Interview auch, dass Lieferengpässe den Apothekenteams seit Jahren das Leben schwermachen. Einige etablierte Arzneimittel könnten laut dem ABDA-Präsidenten bald ganz vom deutschen Markt verschwinden. »Humaninsulin wird es bald nicht mehr geben, weil einige Hersteller die Produktion eingestellt haben und einstellen wollen. Humaninsuline sind sehr preiswert, die Produktion lohnt nicht mehr. Aber es gibt Alternativen, sogenannte Insulinanaloga«, so Preis. Doch die Patienten müssten auf die neuen Präparate umgestellt werden, was für die Apotheken einen deutlichen Mehraufwand an Beratungen bedeute.
Als die SZ Preis auf die wachsenden Marktanteile und regelmäßigen Rechtsbrüche der Arzneimittel-Versandhändler ansprach, appellierte der ABDA-Präsident an die Regierung: »Die Politik muss handeln. Sie hat den Versandhandel vor mehr als 20 Jahren zugelassen und damit einen gefährlichen Systembruch zugelassen, der die Versorgung in Deutschland gefährdet. Mit dem E-Rezept ist die Gefahr noch größer geworden«, mahnte Preis. Die Versender hätten sich an die Regeln und Gesetze halten. Andernfalls müsse der ausländische Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten verboten werden.