Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
E-Rezept

Die Card-Link-Gefahr

Card-Link – für die einen die letzte Hoffnung, für die anderen die große Bedrohung. Wann kommt der vierte Weg zur Einlösung des E-Rezepts und wird er zu einer Verschiebung der Marktanteile führen? Aktuell werden die Erwartungen eher gedämpft – technisch und rechtlich.
AutorKontaktAlexander Müller
Datum 05.03.2024  18:00 Uhr

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat sich – man kann es nicht anders sagen – dem Druck der Versender gebeugt und einen weiteren Weg zur Einlösung des E-Rezepts eröffnet. Denn Redcare, Doc Morris und Co. fühlten sich diskriminiert und drohten mit Klage. Schließlich können die Versicherten seit Mitte des Jahres mit einfachem Stecken ihrer elektronischen Gesundheitskarte (EGK) E-Rezepte in der Apotheke einlösen.

Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, hat sich dieser Weg in der Praxis durchgesetzt, nachdem E-Rezepte in der Startphase paradoxerweise noch mehrheitlich ausgedruckt wurden. Die Gematik-App als designierte Digitallösung krankt dagegen bis heute an der komplizierten Registrierung mit PIN-Eingabe.

Ende 2023 wurde in der mehrheitlich vom BMG beherrschten Gematik der Beschluss gefasst, eine Spezifikation zu schreiben, um die Rezepteinlösung ohne Eingabe der EGK-PIN zu ermöglichen. Damit war der Weg frei für Card-Link: Der Versicherte hält seine EGK an sein NFC-fähiges Smartphone, gibt die letzten sechs Ziffern der EGK ein und verifiziert sich per SMS-Code. Damit können E-Rezepte aus der Ferne eingelöst werden.

Noch im ersten Quartal soll die endgültige Spezifikation vorliegen

Besonders heikel: Das Konzept wurde im Auftrag des Verbands der europäischen Versandapotheken (European Association of E-Pharmacies, EAEP) entwickelt. Die Gematik soll ihre Spezifikation entlang dieser Blaupause geschrieben haben. Und dem Vernehmen nach macht das BMG jetzt Druck, dass das Verfahren schnell umgesetzt wird – mutmaßlich wegen der schwebenden Klage der Versender.

Ende Januar wurde die überarbeitete Spezifikation vorgestellt. Noch im ersten Quartal soll die endgültige Spezifikation vorliegen.

Dann können die Anbieter ihren im Grunde fertig programmierten Lösungen den letzten Schliff geben und direkt ins Zulassungsverfahren gehen. Das könnte noch einmal sechs bis zwölf Wochen in Anspruch nehmen, bis das Card-Link-Verfahren womöglich Mitte Mai in der Breite eingesetzt wird.

Apotheken vor Ort können Card-Link ebenfalls nutzen, und im Markt tummeln sich auch schon die ersten Anbieter. Gedisa und die Plattform Ihre-Apotheken.de bündeln ihre Angebote, gesund.de sammelt gerade Zustimmungen zur Card-Link-Vereinbarung und ein Apotheker aus Pforzheim hat sogar eine eigene App entwickeln lassen, die er den Kolleginnen und Kollegen als »White Label«-Lösung zur Verfügung stellen will.

Die Softwarehäuser der Apotheken beklagen indes, dass die Hardware in der Offizin im Grunde nicht darauf ausgelegt ist, permanent von einer Vielzahl an Smartphones angesprochen zu werden, die sich als Kartenterminal ausgeben. Im schlimmsten Fall laufe der Chip auf der SMC-B der Apotheke heiß, warnt ein Anbieter.

Zudem werde ein neues System aufgesattelt auf ein bestehendes, das noch immer nicht reibungslos funktioniert. Und letztlich würden erneut die Apotheken zur Kasse gebeten, obwohl sie schon für drei Einlösewege investiert hätten.

Wer erhält die übermittelten Daten?

In der ersten Kommentierungsrunde bei der Gematik wurden aber vor allem auch Bedenken mit Blick auf Datensicherheit vorgetragen. Da die angeschlossenen Apps nicht zertifiziert und überprüft würden, sei unklar, wer die übermittelten Daten erhält, so eine Sorge. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde um Stellungnahme gebeten und hat gegenüber der Gematik dem Vernehmen Anpassungen gefordert.

Dazu passt ein aktueller Bericht von »heise-online«, wonach das BSI Card-Link samt Verifikation per SMS-Code allenfalls als Übergangstechnologie sieht. Zwar werde das Konzept von der Gematik spezifiziert, allerdings seien die anwendungsbezogenen Anteile nicht direkt Teil der Regulierung, ebenso wenig wie die zugehörigen Empfehlungen in den Implementierungsleitfäden, so ein BSI-Sprecher. Beides entspreche »nicht dem Stand der Technik«.

Daher empfiehlt die Behörde laut dem Bericht, das E-Rezept »in der durch das BSI bestätigten, gesetzlich garantierten Form mit elektronischer Gesundheitskarte und PIN-Eingabe zu nutzen«, bis Versicherte von ihren Krankenkassen eine Gesundheits-ID erhalten haben.

Wie komfortabel ist Card-Link wirklich?

Ob sich das BMG von diesen Bedenken bremsen lässt, wird sich in zwei Wochen zeigen. Mitte des Monats steht bei der Gematik die nächste Gesellschafterversammlung an. Das Ministerium wird seinen Willen als Mehrheitsgesellschafter vermutlich durchsetzen – auch wenn andere Gesellschafter, darunter der Deutsche Apothekerverband (DAV), aufgrund der Sicherheitsbedenken gegen die Einführung von Card-Link stimmen sollten.

Bleibt die Frage der Akzeptanz in der Bevölkerung. Denn für die Abfrage muss die EGK mehrere Sekunden lang ruhig an das Smartphone gehalten werden, was bei Tests offenbar immer wieder zu Abbrüchen führte. Mit Eingabe von Kartennummer und SMS-Code ist der Vorgang womöglich gar nicht so komfortabel für die Versicherten.

Allerdings ist zu erwarten, dass auch diese Prozesse noch verbessert und beschleunigt werden können. Die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend: Können die Versender nennenswerte Anteile am Rx-Geschäft erobern oder finden die E-Rezepte ihren Weg auch künftig in die Apotheke vor Ort?

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa