Die Ambrosia-Saison hat begonnen |
Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist ein aus Nordamerika stammender Neophyt, der mittlerweile auch in Deutschland vorkommt. Eingeschleppt wurden die Samen der stark allergenen Pflanze über verunreinigtes Vogelfutter. / © Adobe Stock/ChrWeiss
»Die vorausgegangene Wärme hat zu einem Entwicklungsschub und ersten deutlichen Belastungen im Südosten Brandenburgs (Niederlausitz) geführt«, heißt es in der jüngsten Wochenpollenvorhersage für Deutschland. Im größten Teil Deutschlands bleibe es in der Fläche jedoch bei sehr geringem oder sporadischem Pollenflug, der kaum Belastungen verursache.
In Bayern hatte es vergangene Woche eine etwas erhöhte Pollenkonzentration gegeben, wie Dr. Anke Kniffka vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Freiburg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erklärte. Hintergrund seien östliche Winde gewesen, die Pollen aus Nachbarländern eintrugen. »In diesem Jahr befinden wir uns noch am Anfang der Saison«, so die Expertin. »Über einen speziellen Verlauf können wir also noch nichts sagen.«
Die aus Nordamerika eingeschleppte Art Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) ist Kniffka zufolge mittlerweile in Deutschland etabliert. »Zurzeit tritt sie vor allem in Süddeutschland, im Südwesten, im südlichen Brandenburg und in Hessen auf.« Insbesondere das südliche Brandenburg ist laut Messungen ein Hotspot. Allerdings gebe es keine ausreichenden Informationen über die tatsächliche Verbreitung der Pflanze, um den Pollenflug wirklich gut vorhersagen zu können. Dabei wäre das wünschenswert, da die Ambrosia-Pollen sehr allergen sind.
Pollen der Ambrosia haben laut Umweltbundesamt (UBA) ein fünfmal höheres Allergiepotenzial als Gräserpollen. »Ihr Pollen kann schon in kleinen Mengen heftige Gesundheitseffekte beim Menschen auslösen.« Dazu zählten Heuschnupfen, Bindehautreizungen und allergisches Asthma. Bei einigen Menschen könne schon die Berührung allergische Reaktionen auf der Haut verursachen, erklärt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).
Besonders betroffen sind laut der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst Allergiker, die auf Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) reagieren. Hintergrund ist eine hohe Kreuzreaktivität. Forschende des Helmholtz-Zentrums in München haben vor Jahren herausgefunden, dass Ambrosia ausgerechnet an Straßenrändern so richtig aggressiv wird. Stickstoffdioxid (NO2) aus Abgasen verursache bei ihr Stress. Dadurch verändere sich die Protein-Zusammensetzung der Pollen. Die Menge allergener Proteine werde größer.
Ambrosia blüht von Juli bis Oktober und kann dem Polleninformationsdienst zufolge noch bis zum Absterben beim ersten Frost Pollen produzieren und abgeben. Diese werden Kniffka zufolge über weite Strecken geweht – auch aus Nachbarländern nach Deutschland. Eine Pflanze produziert Tausende von Samen. Diese können Fachleuten zufolge über Jahre hinweg im Boden keimfähig bleiben.
Die Pflanze ist laut Polleninformationsdienst zwischen 15 und 180 Zentimeter hoch. Die Stängel der einjährigen Pflanze seien stark verzweigt und zur Blütezeit leicht rötlich gefärbt. Bei der Bestimmung sollte man der LUBW zufolge insbesondere auf die Blattform, die Blattunterseite und Behaarung des Stängels achten. Die Blattunterseite sei nur wenig heller gefärbt als die Blattoberseite.
Ambrosia wächst laut LUBW an gut belichteten, vegetationsarmen Standorten. Man finde sie zum Beispiel auf Brachflächen, Neubaugebieten, Erddeponien, an Randstreifen und Böschungen von Wegen, Straßen, Autobahnen und Gleisen, aber auch in Gärten und landwirtschaftlich genutzten Flächen, auf denen etwa Sonnenblumen oder Mais angebaut werden. Nach Auskunft von DWD-Expertin Kniffka ist der Hauptverbreitungsweg Vogelfutter. »In osteuropäischen Gebieten, in denen viel Vogelfutter angebaut wird, und auch dort, wo Sonnenblumen angebaut werden, tritt Ambrosia am häufigsten auf.«
Die Pflanze ist nicht sehr frostresistent. »Daher spielt auch der Klimawandel eine Rolle, dass sie mittlerweile doch permanent anzutreffen ist«, erklärt Kniffka. Um eine Ambrosia-Pflanze zu beseitigen, sollte man sie laut UBA am besten noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausreißen. Blüht sie schon, sollte man eine Maske gegen Staub tragen. Allergiker hingegen sollten jeglichen Kontakt vermeiden.
»Die blühende Ambrosia-Pflanze gehört wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost, Biotonne oder Grünabfuhr, sondern, in einem Plastikbeutel verpackt, in den Restmüll«, heißt es weiter. Bei größeren Beständen sollten Betroffene sich bei der örtlichen Stadtreinigung erkundigen, ob die Pflanzen dort entsorgt und verbrannt werden können.