»Die Ärzte verstehen die Dimension des Themas nicht« |
Ralf König, Apotheker und Vorsitzender des Vereins »eRezept Enthusiasten« machte ebenfalls keinen Hehl aus seinem Frust über den Rückschlag bei der Einführung elektronischer Verordnungen. »Das E-Rezept droht, zwischen Datenschutz und berufspolitischen Spielereien zerrieben zu werden«, formulierte es König in der Diskussionsrunde während der Handelsblatt-Jahrestagung. Das E-Rezept mache nicht in den Apotheken halt, sondern trage dazu bei, Daten besser verfügbar zu machen. »Der erste Schritt muss der Papierausdruck sein«, betonte König. Das sei derzeit der einzige Weg, den beispielsweise Hausärzte nutzen könnten. Auch in Israel, das bei der Digitalisierung als sehr fortschrittlich gilt, habe er in einer Apotheke erlebt, dass E-Rezepte in Form von Papierausdrucken abgerufen wurden, schilderte König.
Peter Schreiner, CEO der Apothekenplattform gesund.de, sprach sich ebenfalls für eine weitere zügige Einführung elektronischer Verordnungen aus. Dass Patienten oft lange Wege auf sich nehmen müssten, um sich erst in einer Arztpraxis eine Verordnung ausstellen zu lassen, müsse bald der Vergangenheit angehören. Für die Begründung der KVWL, der aktuelle Weg über Papierausdrucke sei den Ärzten nicht zumutbar, habe er kein Verständnis. Auch jetzt verwendeten Ärzte doch Papier, um Verordnungen auszustellen. »Wir brauchen Akzeptanz und Toleranz für Übergangslösungen«, forderte Schreiner. Nur so könne das Projekt vorangebracht werden.
Hingegen betonte Sebastian John, Geschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, dass auch die Ärzte das E-Rezept wollten. Allerdings sei der Ausdruck des Tokens auf Papier »nicht die Perspektive, die wir uns wünschen«. Die Ärzteschaft wolle einen komplett digitalen Prozess. John bemängelte, dass die Kommunikation bei diesem Thema extrem unklar sei. Viele Verbandsmitglieder fragten nach, wie denn nun E-Rezepte eingelöst werden sollten. Auf die Hausärzte komme die Aufgabe zu, jedem Patienten etwa fünf Minuten lang zu erklären, wie sie E-Rezepte einlösen könnten. »Diese fünf Minuten hat kein Hausarzt«, stellte John klar.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.