»Die Adhärenz ist das A und O bei Statinen« |
Laura Rudolph |
24.06.2025 12:16 Uhr |
Schätzungsweise jeder vierte Mensch in Deutschland ist vom metabolischen Syndrom betroffen. / © Adobe Stock/AnnaStills
»Man könnte sagen, es ist das tödliche Quartett«, sagte Dr. Katja Renner, die in einem Impulsvortrag auf das metabolische Syndrom einging. Die vier Haupterkrankungen – Diabetes, Adipositas, Hypertonie und Hyperlipidämie – erhöhen jede für sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber zusammen potenziere sich das Risiko.
Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, die meisten sind über 60 Jahre alt. »Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche rutschen in diese Problematik hinein«, betonte die Apothekerin. Gemeinsam sei ihnen meist eine Polymedikation, zu der etwa Lipidsenker, Antidiabetika, Antihypertonika, Medikamente zur Gewichtsreduktion und Blutverdünner gehören können. »Ich sehe uns in der Apotheke mit als Lotse, um sicherzustellen, dass die Therapien gut funktionieren. Wir sollten die Patienten außerdem für eine Lebensstiländerung sensibilisieren und über Therapieziele sowie präventive Maßnahmen aufklären.«
In ihrem Vortrag ging Renner intensiv auf die lipidsenkende Therapie ein. »Das LDL-Cholesterin wird mittlerweile sehr intensiv gesenkt.« Oft starte man direkt mit einer Kombination aus einem Statin und Ezetimib. Werden damit die Zielwerte nicht erreicht, kämen ergänzend Bempedoinsäure oder PCSK9-Hemmern hinzu. »Die Zielwerte hängen sehr vom kardiovaskulären Gesamtrisiko ab«, sagte die Referentin und verwies auf die ESC-Guideline zum Thema Dyslipidämie (DOI: 10.1093/eurheartj/ehz455).
Laut Leitlinie sollte der LDL-Cholesterin-Zielwert bei Patienten mit sehr hohem Risiko in der Primär- und Sekundärprävention weniger als 1,4 mmol/L (<55 mg/dL) betragen, mindestens aber sollte der Ausgangswert um 50 Prozent reduziert werden. Letzteres gilt ebenso für Patienten mit hohem Risiko. Bei ihnen gilt ein Zielwert von weniger als 1,8 mmol/L (<70 mg/dL). Bei mäßigem Risiko sind LDL-Level von weniger als 2,6 mmol/l (<100 mg/dl) und bei geringem Risiko von weniger als 3,0 mmol/l (<116 mg/dl) anzustreben.
Klage ein Patient unter Statinen über Muskelschmerzen, könne eine statininduzierte Myopathie vorliegen. »Es kann aber auch alles mögliche dahinterstecken: etwa eine diabetische Polyneuropathie, ein Magnesiummangel, Durchblutungsstörungen, eine Thrombose oder einfach ein Muskelkater oder eine Zerrung. Mann muss aufpassen, dass man Beschwerden nicht immer auf Interaktionen schiebt«, sagte Renner. Um herauszufinden, ob eine medikamenteninduzierte Myopathie ursächlich ist, riet die Apothekerin zu einem Blick in den Medikationsplan und zu folgenden Fragen:
»Wenn es wirklich eine statininduzierte Myopathie wäre, dann kann man dies durch die Bestimmung des CK-Werts durch die Arztpraxis verifizieren lassen.« Wichtig sei, den Patienten nicht durch unnötige Warnungen zu verunsichern, weil das die Therapietreue senke. »Die Adhärenz ist bei den Statinen das A und O.«
Wenn man doch eine Wechselwirkung feststellt und dem Arzt ein alternatives, weniger interaktionsanfälliges Statin vorschlagen möchte, solle man bedenken, dass ein schwach wirksames Statin wie Pravastatin möglicherweise nicht ausreicht, um die angestrebten Zielwerte zu erreichen. Dann kommt mindestens Atorvastatin oder Rosuvastatin infrage. »In diesem Fall nützt es wenig, dass Pravastatin interaktionsneutral ist«, sagte Renner abschließend.
LDL-Senkung (in Prozent) | Simvastatin (Dosis in mg) | Atorvastatin (Dosis in mg) | Lovastatin (Dosis in mg) | Fluvastatin (in mg) | Rosuvastatin (in mg) | Pravastatin (in mg) | ||
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10 bis 20 | 5 | - | 10 | 20 | - | 10 | ||
20 bis 30 | 10 | - | 20 | 40 | - | 20 | ||
30 bis 40 | 20 | 10 | 30 | 80 | 5 | 40 | ||
40 bis 45 | 40 | 20 | 40 | - | 5 bis 10 | 80 | ||
46 bis 50 | [80] | 40 | 80 | - | 10 bis 20 | - | ||
50 bis 55 | - | 80 | - | - | 20 | - | ||
56 bis 60 | - | - | - | - | 40 | - |