Diabetes einfach und früh diagnostizieren |
Christina Hohmann-Jeddi |
24.01.2024 17:00 Uhr |
Eine Berechnungsmethode, die den Insulin- und Glucosewert aus dem Blut und etwas Mathematik benötigt, um eine Diabetes-Erkrankung zu diagnostizieren, hat eine internationale Forschungsgruppe entwickelt. / Foto: Adobe Stock/angellodeco
Diabetes im Frühstadium zu diagnostizieren, ist schwierig, da die Krankheit sich schleichend entwickelt. Eine Vereinfachung könnte die Methode darstellen, die Dr. Johannes Dietrich von der Ruhr-Universität Bochum und seine Kollegen aus Indien, Singapur und Großbritannien im »Journal of Diabetes« vorstellen: Mit zwei Werten aus einer Nüchternblutprobe lässt sich berechnen, ob ein Diabetes vorliegt oder nicht. Die neue Methode ist den Autoren zufolge präziser als die bisherigen Diagnoseverfahren.
Die von der Forschungsgruppe entwickelte Methode namens SPINA Carb basiert auf mathematischen Modellierungen und dem Insulin- und Glucosewert. »Wir setzen diese Werte in eine Gleichung ein, die den Regelkreis des Körpers für den Zuckerstoffwechsel beschreibt, und lösen sie nach einer bestimmten Variablen auf«, erläutert Dietrich in einer Mitteilung seiner Universität. So lassen sich die Insulinsensitivität und die Insulinsekretion und aus diesen dann schließlich ein sogenannter statischer Dispositionsindex (SPINA-DI) berechnen, der die Gesamtleistung des Blutzucker-Insulin-Regelkreises widergibt, der den Blutzucker unter Kontrolle hält.
Um zu untersuchen, wie zuverlässig der Index ist, wurde er in Computersimulationen und in drei unabhängigen, multiethnischen Kohorten bewertet. In den Simulationen bestätigten die Forschenden die bekannte Annahme, dass bei Personen mit metabolischem Syndrom die Insulinresistenz durch verstärkte Aktivität der Betazellen der Bauchspeicheldrüse ausgeglichen wird. Das konnte auch in den drei Kohorten aus Indien, Deutschland und den USA gezeigt werden. »In allen drei Gruppen haben wir sehen können, dass der berechnete SPINA-DI mit wichtigen Anzeichen für die Stoffwechselfunktion korreliert, zum Beispiel mit der Antwort auf einen oralen Glucose-Toleranztest«, berichtet Dietrich.
Das neue Verfahren soll zuverlässiger sein als die bisherigen Methoden zur Diabetes-Diagnostik, erklärte Dietrich in einem Interview im »Deutschlandfunk«. »Wenn wir eine Spezifität von 80 Prozent ansetzen, erreichen wir eine Sensitivität von 90 Prozent.« Das zweitbeste Verfahren, der Insulin Sensitivity Index (ISI) nach Matsuda, erreiche bei einer Spezifität von 80 Prozent nur eine Sensitivität von 75 Prozent, was bedeutet, dass mehr Diabetes-Patienten im Testverfahren übersehen würden.
»Die neue Methode ist nicht nur kostengünstig, sondern auch präzise und zuverlässig«, so das Fazit des Autorenteams. »Er könnte aufwendigere etablierte Methoden ergänzen und in vielen Fällen auch ersetzen.« Bis sie aber in der Klinik zum Einsatz komme, seien noch weitere Untersuchungen nötig.