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Gute Nachrichten
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Deutliche Abnahme neuer Parkinson-Diagnosen

Die Häufigkeit neu aufgetretener Parkinson-Diagnosen in den kassenärztlichen Abrechnungsdaten ist in Deutschland in den Jahren 2013 bis 2019 um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Diese erfreuliche Nachricht meldet das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) in Deutschland.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 29.08.2022  14:00 Uhr

Dem Zi zufolge ist die Inzidenz der Parkinson-Diagnosen in den Jahren 2013 bis 2019 um bis zu 30 Prozent gesunken. Dieser erstaunliche Rückgang wurde bundesweit und geschlechterübergreifend in allen Altersgruppen ab 50 Jahren beobachtet.

Die Nachricht überrascht, auch mit Blick auf die nach wie vor steigende Lebenserwartung der Bevölkerung. Andererseits sind dies sehr objektive Daten, die aus verschiedenen Gründen Beachtung verdienen. Während die Inzidenz im Mittel über alle Altersgruppen im Jahr 2013 noch bei 168 pro 100.000 Mitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Altersbereich ab 50 Jahren lag, sank dieser Wert bis 2019 auf 122 pro 100.000 Mitglieder ab. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zi zu »Inzidenztrends des diagnostizierten ideopathischen Parkinson-Syndroms in den Jahren 2013 bis 2019«. 

Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) ist eine fast ausschließlich im höheren Alter auftretende neurodegenerative Erkrankung und die mit Abstand häufigste Erscheinungsform des Morbus Parkinson, die durch einen fortschreitenden Verlust von Neuronen des zentralen Nervensystems charakterisiert ist. Zu den Kardinalsymptomen des IPS zählen Bewegungsstörungen, wie die verzögerte Initiierung von Bewegungen (Akinese), die Verlangsamung von Bewegungen (Bradykinese), Muskelverspannungen (Rigor), Muskelzittern (Tremor) sowie die Störung der aufrechten Körperhaltung (posturale Instabilität). Häufige Komorbiditäten sind Demenz und eine Reihe psychischer Leiden, darunter insbesondere Depressionen.

»Bemerkenswert ist, dass die Inzidenzen auch im ländlichen Raum immer weiter zurückgehen. Dort waren die Erkrankungszahlen in früheren Jahren immer höher als im städtischen Raum«, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Er betonte, dass die komplexe medizinische Versorgung von Parkinson-Patienten eine intensive Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den beteiligten Haus- und Fachärzten sowie anderen Gesundheitsfachberufen erfordere. 

Wieso gibt es deutlich weniger Parkinson-Neudiagnosen?

Über Gründe für den Rückgang der Parkinson-Inzidenz könne man derzeit lediglich spekulieren. So wäre es denkbar, dass es kausale Zusammenhänge zwischen der Nutzung landwirtschaftlicher Chemikalien und dem Risiko an IPS zu erkranken gebe, spekuliert der Zi-Vorstandsvorsitzende. Dafür könnte sprechen, dass der ländliche Raum immer als Risikofaktor für eine Erkrankung diskutiert wurde. Ob mit den Veränderungen des Pestizideinsatzes auch ein geringeres Risiko für das Auslösen von Folgeerkrankungen wie etwa Parkinson einhergehe, muss jedoch noch weiter wissenschaftlich untersucht, bekräftigt von Stillfried.

Als weitere mögliche nicht genetische oder nicht ausschließlich genetische Risikofaktoren werden der Konsum von Milchprodukten, die Hormonersatztherapie, Typ-2-Diabetes, aber auch psychische Vorerkrankungen einschließlich Depressionen, bipolare Störungen und Stimmungsschwankungen gesehen.

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