Der Widerspruch in Lauterbachs Plänen |
Alexander Müller |
17.07.2024 15:15 Uhr |
Der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis kritisiert das geplante Apotheken-Reformgesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). / Foto: ABDA
Die Pressekonferenz im Bundesgesundheitsministerium (BMG) wurde vom Fernsehsender Phoenix live übertragen. Lauterbach konnte vier Gesetze vorstellen, die er heute durchs Kabinett gebracht hat, die Apothekenreform ist nicht dabei, angeblich aufgrund von Formalien. Nach der Sommerpause werde das Kabinett die Reform beschließen, zeigte sich Lauterbach zuversichtlich.
Vor und nach der Schalte ins BMG war AVNR-Chef Thomas Preis im Phoenix-Interview. Er stellte klar: »Wir brauchen auf jeden Fall eine Reform. Die Apotheken müssen gestärkt werden.« Die Zahl der Apotheken sinke seit Jahren und die betriebswirtschaftlichen Zahlen seien sehr schlecht. »Das liegt daran, dass das Honorar der Apotheken seit fast zwei Jahrzehnten nicht erhöht wurde und die Kosten den Apotheken davonlaufen«, so Preis.
Doch die Reform aus dem BMG ist aus Sicht des AVNR-Vorsitzenden das falsche Rezept: »Es gibt an ganz unterschiedlichen Stellen einen Mangel. Minister Lauterbach will ja verhindern, dass viele Apotheken auf dem Land schließen, aber es schließen fast noch mehr Apotheken in den Städten.«
Trotz aller Kritik hält Lauterbach an seinem Plan fest, dass nicht immer ein Apotheker vor Ort sein muss, sondern von PTA vertreten werden kann. Preis stellte dazu klar: »Also unsere PTA sind hervorragend ausgebildet. Aber sie sind nicht dafür ausgebildet, eine Apotheke zu leiten und alle Fragen zu beantworten.« Und diese Einschätzung komme ebenso von den PTA selbst.
»Die Verlierer sind die Patientinnen und Patienten in unserem Land. Für sie wird es reine Glückssache sein, in einer Apotheke einen Apotheker oder eine Apothekerin anzutreffen, das ist dem Patienten nicht zumutbar«, so Preis. Er machte dies an einem Beispiel deutlich: Niemand würde sich in ein Flugzeug setzen, wo ein Flugingenieur im Cockpit sitzt und der Pilot aus dem Homeoffice zugeschaltet wird, wenn es Probleme gibt. »Keiner würde in eine Arztpraxis gehen, wo kein Arzt ist. Apotheken brauchen Apothekerinnen und Apotheker, die dauernd und sofort Entscheidungen treffen müssen bei Problemen in der Medikation«, so Preis.