Der Weg zur Klimaneutralität in der Apotheke |
Melanie Höhn |
27.09.2022 13:30 Uhr |
Um Klimaschutz in einer Apotheke voranzutreiben, sei es vor allem als Team essenziell, in ein Umdenken zu kommen, sagt die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Adler-Apotheken Katrin Debus. / Foto: Christine Schuhbeck
Dass es entscheidend für die Zukunft einer Apotheke ist, sich nachhaltig auszurichten und dabei das ganze Team mitzunehmen, davon ist Katrin Debus aus der Adler-Apotheke im bayerischen Ruhpolding überzeugt. Die PTA beschäftigt sich seit fast zwei Jahren auch privat mit dem Thema Klimaschutz und hat ihren Arbeitgeber in diesem Bereich stark vorangebracht – Debus ist inzwischen die Nachhaltigkeitsbeauftragte für über 30 Mitarbeiter der zwei Filialen geworden. »Das Thema Klimaschutz ist wichtig, weil auch die Apotheken und das gesamte Gesundheitswesen maßgeblich zum Klimaschutz beitragen können«, sagt sie. »Jeder kann und muss etwas tun.«
Katrin Debus hat in den beiden Adler-Apotheken schon einige Schritte eingeleitet: Eine der ersten Maßnahmen war es, komplett auf Ökostrom umzusteigen. Dies erfordere etwas Recherche, damit es auch »echter« Ökostrom ist, erzählt sie. Doch durch den rechtzeitigen Wechsel zu einem klimafreundlichen Stromanbieter hätten die Apotheken sogar noch Geld gespart. Neben dem Strom wird der Müll inzwischen konsequent getrennt, Druckerzeugnisse wie Kataloge und Flyer werden klimaneutral gedruckt und das Druckerpapier wurde auf nachhaltiges, graues Papier mit dem Zertifikat des Blauen Engel umgestellt. Mit der Initiative »Zeichen setzen« von Noventi sind die Apotheken inzwischen klimaneutral geworden. Seit der Eröffnung ihrer zweiten Filiale haben sie auch rückwirkend Druckerzeugnisse kompensiert.
Zudem hat Katrin Debus es vorangetrieben, die Reinigungsmittel auf nachhaltige Produkte umzustellen. Außerdem setzt sie auf Wiederverwendbarkeit: Wenn Betäubungsmittel in Tüten geschickt werden, nutzt die Apotheke diese dann wieder für den Botendienst. »Alles ist ein Kreislauf und jeder Mitarbeiter bringt immer wieder Impulse, wie die Apotheken nachhaltiger werden können«, erzählt Debus. Auch bei den Großhandelslieferungen setzen die Adler-Apotheken darauf, sich nur zwei Mal pro Tag beliefern zu lassen. »Das ist auf jeden Fall ein Thema, das man als Apotheke überdenken muss«, sagt sie. In Zukunft sei geplant, wegen der steigenden Energiekosten die Beleuchtung der Apotheken mit einer Zeitschaltuhr zu regulieren. Auch einfache Maßnahmen wie das Licht auszuschalten, wenn niemand im Raum ist oder den Energiespar- bzw. Standby-Modus des Druckers zu verwenden, helfen.
Vor allem als Team sei es essenziell, in ein Umdenken zu kommen. »Aber man hat nicht alle so schnell an Bord«, so Debus, die inzwischen auch angefangen hat, einen Klimanewsletter für ihre Apotheken zu verschicken. Deshalb kam ihr zusammen mit ihrem Mann, Begleiter für nachhaltige Veränderungsprozesse, die Idee, die Kampagne »Health for Climate« ins Leben zu rufen, um durch eine Workshop-Reihe noch mehr Apothekenteams ins Tun zu bringen und so gemeinsam mehr für das Klima zu tun, wie sie sagt. An sechs Abenden können Apotheken, Arztpraxen und Kliniken sechs große Bereiche bearbeiten: Ernährung, Konsum, Wohnen und Energie, Mobilität, Mensch und Team, Menschenwürde bzw. soziale Aspekte. Jeder Teilnehmer erfasst im Zuge des Workshops seinen ökologischen Fußabdruck und kann danach Maßnahmen einleiten. Die erste Apotheke habe den Workshop bereits besucht und 38 Aufgaben erfolgreich umgesetzt. »Mir kam im Kurs die Idee, zusammen mit einer Kollegin eine Fahrgemeinschaft zu bilden«, resümiert Debus. »So sparen wir seither Benzin, Geld und können morgens und abends ein bisschen im Auto reden.«
Für Katrin Debus steht fest, dass sie noch einige Zukunftsvisionen umsetzen möchte: Im Gespräch ist ein Whiteboard in den Apotheken mit Klimafakten für die Kunden oder die Monatsrechnung für Stammkunden per E-Mail. Außerdem wolle sie ihre Klima-Mission mehr nach außen tragen, weil sich das Thema im Umfeld der Apotheken verselbstständige, sagt sie. Eine Überlegung sei, in einem Schaufenster alles rund um Klimaschutz in der Apotheke auszustellen. Inzwischen würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden immer mehr darauf achten, klimafreundlicher zu handeln, verzichten etwa beim Kaffee zum Mitnehmen auf den Plastikdeckel oder betreiben weniger Online-Shopping. »Es gibt immer Punkte, an denen man anknüpfen kann«, ist Debus überzeugt. Die große Chance der Apotheken sei, Kundinnen und Kunden mitzunehmen, denn vor allem viele junge Menschen würden ganz genau darauf achten, wo sie einkaufen und ob sie sich damit identifizieren können. »Wir müssen als Apotheken am Ball bleiben« sagt Katrin Debus. »Vor allem auch online präsent zu sein, ist eine riesige Möglichkeit.«