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Medizinforschungsgesetz 

Der Vorteil der verschlafenen Digitalisierung 

Am Freitag lud die Wochenzeitung »Die Zeit« in Berlin zu einer Diskussionsreihe über das deutsche Gesundheitswesen ein. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nutzte die Veranstaltung, um einmal mehr sein Medizinforschungsgesetz (MFG) zu loben. 
AutorKontaktLukas Brockfeld
Datum 13.09.2024  16:32 Uhr

Das Medizinforschungsgesetz (MFG) wurde schon im Juli vom Bundestag beschlossen. Das Gesetz soll die deutsche Pharmaforschung zurück an die Weltspitze führen und beispielsweise die Genehmigungsverfahren für klinische Prüfungen erleichtern. Doch am Freitag zeigte sich auf der »Zeit für Forschung« Veranstaltung in Berlin, dass es noch immer Diskussionsbedarf gibt.

Zunächst sprachen Josef Hecken (Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses), Georg Kippels (Bundestagsabgeordneter der CDU) und Martin Völkl (General Manager für Deutschland und Österreich bei BeiGene) über die nötigen Rahmenbedingungen für eine innovative Gesundheitsversorgung.

Josef Hecken kritisierte Karl Lauterbach für seine Aussage, dass in Deutschland viele Patienten von innovativen Arzneimitteln abgeschnitten seien. »Wir sind in der Europäischen Union der Staat, in dem fast alle innovativen Krebsmedikamente nur 35 Tage nach der Zulassung auf dem Markt sind«, so der G-BA-Vorsitzende. In anderen Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden müssten Patienten viel länger auf neuartige Arzneimittel warten. 

Zu hohe bürokratische Hürden

Allerdings waren sich alle Anwesenden einig, dass zu wenig klinische Studien in Deutschland stattfänden. »Wir sind durch unsere bürokratische Hürden bei internationalen Studien weit zurückgefallen«, klagte Martin Völkl. Es sei daher wichtig, dass mit dem MFG auf Worte auch Taten folgen. 

Der CDU-Politiker Georg Kippels stimmte  dieser Einschätzung zu. Das MFG ginge zwar einige wichtige Punkte an, sei an anderer Stelle, beispielsweise bei den Standardvertragsklauseln, aber nicht ausgereift. Überhaupt sei Karl Lauterbach nicht der große Reformminister, als den er sich selbst darstellt. 

»Er hat zwar gestern verkündet, dass im Moment acht Gesetze im System seien, aber im Parlament sind diese Vorhaben definitiv nicht. Sie sind vielleicht auf dem Weg zum Kabinett, aber da scheinen sie die Tür nicht zu finden«, spottete der Christdemokrat. Das geplante Apotheken-Reformgesetz sei schon drei mal herumgereicht worden ohne dass es zu einem Beschluss gekommen ist. Es stehe exemplarisch für viele groß angekündigte Vorhaben, die im Gesetzgebungsverfahren festhingen. 

Zu wenig Forschung in Deutschland 

Im Anschluss war Karl Lauterbach selbst zu Gast und ließ sich von Andreas Sentker, Geschäftsführender Redakteur der »Zeit«, für etwa eine halbe Stunde interviewen. Der Minister zeigte sich überzeugt, dass sein Medizinforschungsgesetz lange überfällig war. 

Als Beispiel für die bisherigen Probleme der deutschen Forschung nannte Lauterbach eine in Israel durchgeführte Studie zur Wirkung der Covid-19-Impfung bei schwangeren Frauen. International hätte sich niemand auf eine vergleichbare Studie aus Deutschland verlassen. »Der Impfstoff ist hier entwickelt worden, aber die maßgeblichen Studien fanden woanders statt«, klagte der Minister. Lauterbach wünschte sich, dass die deutsche Forschung in den nächsten Jahren so gut wird, dass sie weltweit die Leitlinien mitgestaltet. »Derzeit beeinflussen unsere Studien die medizinische Praxis in kaum einem Bereich, das muss uns zu denken geben.«

Es sei auch für die Patientinnen und Patienten sehr wichtig, mehr Medikamentenstudien nach Deutschland zu holen. Für viele schwerkranke Menschen, die eigentlich als austherapiert gelten, seien sie die letzte Hoffnung. »Die Wahrscheinlichkeit, Teil einer solchen Studie zu werden, ist in Dänemark zehn bis zwanzig mal höher als bei uns. Das kann nicht richtig sein. Es geht also nicht nur um die Zulassung von Medikamenten, deren Nutzen schon belegt sind«, so Lauterbach. 

Vorteil der verschlafenen Digitalisierung 

Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass das MFG für positive Veränderungen sorgen werde. Auch weil seine Digitalgesetze, die der Wissenschaft beispielsweise die pseudonymisierten Daten der Elektronischen Patientenakte zur Verfügung stellen, eine wichtige Ergänzung seien. »Wir haben sehr gut aufgearbeitete Daten und wir sind ein großes Land, daher werden wir plötzlich sehr interessant sein.« Dieser Effekt sei schon jetzt spürbar. In den vergangenen Monaten hätten Pharmakonzerne viele Milliarden in den Standort Deutschland investiert. 

Bei der datengestützten Forschung habe Deutschland einen Vorteil gegenüber dem Ausland, gerade weil die Digitalisierung so lange verschlafen wurde. »Länder wie Dänemark oder Estland gelten immer als Vorbilder, aber die Art und Weise wie die Daten dort verschlüsselt und aufbereitet werden, lässt eine moderne Auswertung, beispielsweise mithilfe von KI, nicht zu«, erklärte Lauterbach. Er habe diese Art der Datenauswertung jedoch von Anfang an mitdenken können und sich dabei eng mit Unternehmen wie OpenAI ausgetauscht. »Da haben wir einen großen Vorteil, das ist die Gnade der späten Geburt«, sagte der Minister. 

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