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Lobbyverband macht Druck

Der 5-Punkte-Aktionsplan der Versender

Die Versender lobbyieren derzeit massiv in Brüssel, um die Rahmenbedingungen für den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu liberalisieren. Ein Argumentationspapier sieht fünf konkrete Maßnahmen vor – von der EU-weiten Zustellung bis zur länderübergreifenden Einsicht in Patientenakten.
Alexander Müller
04.07.2025  14:00 Uhr

Der Verband der Europäischen Versandapotheken (European Association of E-Pharmacies, EAEP) hat den 17-seitigen »E-Pharmacy Action Plan« im Juni vorgelegt. Hinter dem Lobbyverband stehen insbesondere die Branchenriesen Shop Apotheke (Redcare) und Doc Morris. Aber auch Amazon macht dem Vernehmen nach in Brüssel Druck, um die Bedingungen für den Versandhandel zu lockern.

Eine »EU-weite Harmonisierung der Regelungen« sei entscheidend, um das volle Potenzial von Versendern auszuschöpfen, heißt es in dem Papier, das der PZ vorliegt. Neben der EU-weiten Zustellung müssten auch die Erstattungsregelungen standardisiert werden. Veraltete nationale Vorschriften und das Fehlen gezielter EU-Gesetzesinitiativen schränkten den Zugang zu den Versendern erheblich ein, beschwert sich der EAEP.

Der Aktionsplan sieht fünf Kernvorschläge für eine Liberalisierung vor:

Der Versandhandel wird im Papier als zentrale Säule der Versorgung dargestellt, die digitale Transformation soll demnach vor allem Menschen im ländlichen Raum oder mit Mobilitätseinschränkungen zugutekommen. Das Apothekensterben habe nämlich mit den strukturellen Veränderungen zu tun, nicht mit der Konkurrenz des Versandhandels.

Auch die Adhärenz der Patientinnen und Patienten ließe sich mit digitalen Hilfsmitteln steigern und so Kosten im Gesundheitssystem vermeiden, ist man beim EAEP überzeugt. Der Verband geht von potenziellen Einsparungen von 125 Milliarden Euro jährlich aus – wobei die hier zitierte Studie der Beratungsfirma »Copenhagen Economics« zu den Vorteilen des Rx-Versandhandels in der gesamten EU wiederum von den Versendern selbst in Auftrag gegeben wurde.

Die Versender sehen in ihrem Geschäftsmodell aber auch volkswirtschaftliche Effekte: Zwischen 1,3 und 2,3 Milliarden Euro ließen sich sparen, wenn Patienten sich ihre Arzneimittel schicken ließen, statt selbst in eine Apotheke zu fahren, so die grobe Schätzung zu den Wegkosten.

Nur 8 von 27 EU-Staaten erlauben Rx-Versand

Der Versandhandelsmarkt habe 2024 laut Papier in den zehn führenden Ländern einen geschätzten Gesamtwert von 10 Milliarden Euro erreicht – mit Wachstumsraten von rund 10 Prozent. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, unbegründete Hürden abzubauen. Denn die Regulierung innerhalb Europas sei nicht nur »fragmentiert«, sondern in einigen Ländern »aktiv diskriminierend« gegenüber Versendern. Die überholten Strukturen in der EU und den Mitgliedstaaten begrenzten das Potenzial der Anbieter.

Vor allem das Rx-Versandverbot in der Mehrzahl der EU-Staaten ist den Versendern ein Dorn im Auge. Sie wollen nicht von »nationalen Grenzen beschränkt« werden, gerade angesichts der Doktrin des freien Warenverkehrs innerhalb der EU. Dennoch ließen 19 Staaten den Rx-Versand nicht zu, nur acht Länder erlaubten ihn: Deutschland, Schweden, die Niederlande, Litauen, Dänemark, Estland, Finnland und Portugal.

Drohender Kompetenzverlust für Länder

Die Einführung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS) sehen die Versender als einmalige Chance, sich im Gesundheitssystem breit zu machen. Denn der Bedarf an »regulatorischer Angleichung« sei offensichtlich, angesichts von zunehmenden Lieferengpässen, Fachkräftemangel und steigender Nachfrage der Patienten nach digitalen Diensten.

Ob die Nationalstaaten wirklich gewillt wären, einen derart weitreichenden Kompetenzverlust mitzutragen und etwa im Bereich des Engpassmanagements das Risiko großer Marktverwerfungen hinzunehmen, sei dahingestellt. Die Versender haben ihre Vorstellungen von der Versorgung mit ihrem Aktionsplan jedenfalls auf den Tisch gelegt: eine vollkommen liberalisierte Arzneimitteldistribution ohne nationale Beschränkungen.

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