Debatte um kürzere Quarantänezeiten |
Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, mahnt in der Debatte um verkürzte Quarantänefristen zu Vorsicht. »Hier darf nicht nach dem Opportunitätsprinzip dergestalt verfahren werden, dass man Menschen, auch wenn sie noch ansteckend sind, arbeiten lässt, weil wir sonst nicht genug Leute haben«, sagte Montgomery der »Passauer Neuen Presse« vom heutigen Dienstag. »Wenn wissenschaftlich nachgewiesen werde, dass bestimmte Menschen nach vier oder fünf Tagen nicht mehr so ansteckend seien, dann hielte ich eine kürzere Quarantäne-Zeit für richtig – sonst nicht.«
Der Berliner Virologe Christian Drosten, der auch Mitglied im Expertenrat ist, sagte zuletzt im Deutschlandfunk, mit einer Freitestung könne man Infizierte nach der Selbstisolationszeit durchaus auch nach weniger Tagen als bislang wieder als nicht-infektiös betrachten. Er gehe davon aus, dass es auch bei der Quarantäneregelung künftig Verkürzungen geben könne, auch wenn dann »einige wenige Fälle« übersehen werden könnten.
Die Diskussion, dass man gesamtgesellschaftlich nicht mehr alle Übertragungen »verhindern können will und muss«, gebe es schon länger, man habe sich aber nie dazu entschlossen. »Da muss ich eben immer noch ein »wenn« vorausschicken, weil das noch nicht gesichert ist, aber wenn Omikron wirklich eine verringerte Krankheitsschwere im Großen und Ganzen hat, dann finde ich es sehr sinnvoll, in diese Richtung zu gehen«, sagte Drosten.
Der Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte (VLK), Michael Weber, forderte eine Verkürzung nur für Menschen, die in wichtigen Versorgungsbereichen arbeiten. »Die Leute werden bald zwingend gebraucht«, sagte Weber der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (NOZ). Daher gelte es, für diese Gruppe Isolation sowie Quarantäne »auf das zwingende Maß zu begrenzen«.
In England gilt beispielsweise seit Ende Dezember eine verkürzte Isolation für positiv auf das Coronavirus Getestete von zehn auf sieben Tage. Wer am sechsten und am siebten Tag nach einem positiven PCR-Test jeweils ein negatives Resultat bei einem Antigen-Selbsttest erhält, darf die Isolation beenden. Freigetestete werden aber weiterhin dazu aufgerufen, ihre Kontakte möglichst zu beschränken. Für geimpfte Kontaktpersonen gilt dort keine Pflicht zur Quarantäne, wer aber mit einem positiv Getesteten in einem Haushalt lebt, wird aufgefordert, sich für mindestens sieben Tage täglich mit einem Antigen-Selbsttest zu testen. Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen zehn Tage in Quarantäne, sie können sich nicht freitesten.