Debatte über Trisomie-Tests als Kassenleistung |
Beim NIPT wird der werdenden Mutter Blut abgenommen, ab der zehnten Woche ist der Test möglich. Ist das Ergebnis unauffällig, ist es »sehr unwahrscheinlich, dass das Ungeborene eine Trisomie hat«. Weitere Untersuchungen seien dann zur Abklärung nicht nötig, wie es beim Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) heißt, der darüber entscheidet, was Kassenleistung ist und was nicht. Ist der Test auffällig, sei das »ein starker Hinweis auf eine Trisomie« und zur Abklärung zum Beispiel eine Fruchtwasseruntersuchung nötig.
Das Problem: Es kann passieren, dass das Ergebnis falsch-positiv ist und das Kind keine Trisomie hat. Eltern stehen bei einem positiven Ergebnis aber in jedem Fall vor der Entscheidung, zur Abklärung eine nicht risikofreie Fruchtwasseruntersuchung zu machen, bei der mit einer Nadel durch die Bauchdecke Fruchtwasser entnommen wird. Als schwerwiegendste Komplikation kann eine solche Punktion eine Fehlgeburt zur Folge haben. Auf der anderen Seite schließt ein negatives NIPT-Ergebnis eine Trisomie auch nicht hundertprozentig aus, Eltern könnten sich in falscher Sicherheit wiegen. Auch das Warten auf das Ergebnis kann Schwangere und ihre Familien bereits belasten.
Die Kassen übernehmen den Test, wenn es aufgrund anderer Untersuchungen Hinweise auf eine Trisomie gibt oder wenn eine Frau gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zu der Überzeugung kommt, dass der Test in ihrer persönlichen Situation notwendig ist. Das halten die Kritiker für zu weit gefasst: »Es lässt sich daher befürchten, dass Schwangeren unabhängig von einer medizinischen Relevanz empfohlen wird, den NIPT vornehmen zu lassen, unter anderem, damit sich Ärztinnen und Ärzte absichern können«, heißt es in der
Entschließung des Bundesrats und dem Antrag der Parlamentarier. Dies provoziere potenziell, dass der Test so regelmäßig angewendet werden könnte, dass es faktisch einer Reihenuntersuchung, vorrangig auf Trisomie 21, gleichkommen könnte.
Zahlen zur Inanspruchnahme des Tests auf Kassenkosten hatte die Unionsfraktion bei der Bundesregierung abgefragt. Demnach nutzten seit der Einführung des NIPT als Kassenleistung im Sommer 2022 pro Quartal rund 50 000 bis 70 000 schwangere Frauen das Angebot. 2022 wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland etwa 738 000 Kinder lebend geboren.