Das sind die Aufgaben der Allianz für kritische Arzneimittel |
Jennifer Evans |
10.05.2024 10:30 Uhr |
Kampf gegen Engpässe: Im neuen EU-Bündnis Allianz für kritische Arzneimittel sind die großen Vertreter der Industrie zu finden. / Foto: Adobe Stock/irissca
Außer Frage steht: In der Versorgungskette von Medikamenten hat sich zuletzt erheblicher Optimierungsbedarf herauskristallisiert. Um Schwachstellen aufzudecken und die Lage in Zukunft in den Griff zu bekommen, erschien es sinnvoll, alle Akteure an einen Tisch zu bringen. Und genau das war die Absicht der EU-Kommission und der belgischen Ratspräsidentschaft, als sie die Allianz für kritische Arzneimittel plante.
Vergangene Woche hat das neue Bündnis nun seine Arbeit aufgenommen und bringt nationale Behörden, Industrie, Zivilgesellschaft, Kommission und EU-Agenturen an einen Tisch. Grundsätzlich geht es darum, gemeinsame Strategien zu entwickeln, wie sich Engpässe bewältigen oder sogar ganz vermeiden lassen. Mehr Versorgungssicherheit, bessere Verfügbarkeit von Arzneimitteln sowie weniger Abhängigkeiten von internationalen Versorgungsketten sind nur einige der Schlagworte bei dem Vorhaben.
Auch soll sich die Allianz nämlich mit Marktanreizen, Verträgen sowie der gemeinsamen Beschaffung von wichtigen Arzneimitteln befassen. Ihre Mitglieder sind gehalten, neue Synergien und Partnerschaften zu bilden. Nach Angaben der EU-Kommission hat das Bündnis inzwischen rund 250 registrierte Mitglieder.
In Deutschland ist unter anderem der AOK-Bundesverband, der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI), der Bundeverband der Arzneimittelhersteller (BAH), der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) sowie die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mit von der Partie. Unternehmen wie etwa Bayer, Fresenius, Merk KgGH, Phoenix und Stada gehören genauso dazu wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Apothekerschaft ist über den Zusammenschluss der Apothekerorganisationen auf EU-Ebene vertreten, der Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU).
Ende des Jahres müssen die Mitglieder erste Ergebnisse vorlegen, wie sich die Versorgung mit kritischen Arzneimitteln verbessern lässt. Die Empfehlungen sollen dann in einen Strategieplan einfließen, der Meilensteine und Umsetzungsfristen enthält. Nach fünf Jahren wird überprüft, ob sich das Bündnis bewährt hat.
Den genauen Fahrplan für die Allianz legt ein Lenkungsausschuss fest. Dieser setzt sich aus Vertretern der Industrie, Patienten, Angehörigen von Gesundheitsberufen und der EU-Mitgliedsstaaten, der Lenkungsgruppe für Arzneimittelknappheit (MSSG) und der Europäischen Arzneimittelagentur – EMA zusammen. Auch Vertreter der EU-Kommission sind dabei. Geplant ist, dass die Allianz künftig die Kommission und andere EU-Entscheidungsträger über geeignete Instrumente informiert, um den Mangel wichtiger Medikamente in den Griff zu bekommen.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr hatten 23 EU-Länder ein Non-Paper vorgelegt, in dem sie Vorschläge zur Verbesserung zur Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln machten. Dieser Aufruf fand Gehör. Die EU-Führungsspitzen bekräftigten die Forderungen schließlich im Oktober 2023 in ihrer Erklärung von Granada, in der sie sich erneut zu den gemeinsamen politischen Zielen und Prioritäten bekannten.