Das hilft bei Mundtrockenheit |
Vor allem älteren Menschen leiden unter Mundtrockenheit. Eine wichtige Maßnahme ist, ausreichend zu trinken. / © Getty Images/ solidcolours
Keinen Appetit, Probleme beim Essen, »die Dritten« sitzen nicht mehr so richtig – diese Beschwerden werden in der Apotheke nicht selten geäußert. Nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern auch von Kunden, die sich um ältere Familienangehörige oder Verwandte kümmern. Für die Beschwerden kommen zahlreiche mögliche Ursachen infrage. Zu den häufigen gehört Mundtrockenheit, deren Bedeutung und mögliche Folgen oft unterschätzt werden. Sie umfasst zwei Formen: Xerostomie, bei der es sich um eine subjektiv empfundene Trockenheit handelt, und Hyposalivation. Letztere bezeichnet eine Unterfunktion der Speicheldrüsen.
Zum Hintergrund: Normalerweise produzieren die Speicheldrüsen rund 1 bis 1,5 Liter Speichel pro Tag. Angeregt, etwa durch Speisen, erhöht sich dieser Wert. Das Sekret besteht zu rund 99,5 Prozent aus Wasser und zu 0,5 Prozent aus anorganischen und organischen Substanzen. Die Verdauung beginnt im Mund – hierfür ist Speichel unbedingt erforderlich. Aber er reinigt auch Mundschleimhaut und Zähne, ist für die Aufrechterhaltung physiologischer Bedingungen in der Mundhöhle und die Abwehr von Krankheitserregern wichtig, puffert Säuren aus der Nahrung ab und sorgt für eine Remineralisierung der Zähne.
Mundtrockenheit wird daher nicht nur als unangenehm oder belastend empfunden, sondern kann auch Zahn- und Zahnfleischerkrankungen sowie Entzündungen der Mundschleimhaut begünstigen. Dies kann zu Brennen und Schmerzen im Mund führen, wodurch Betroffene häufig breiartige Kost bevorzugen, was sich wiederum negativ auf die Mundgesundheit auswirken kann. Veränderungen des Geschmackssinnes und Probleme beim Schlucken durch einen nicht ausreichend verdünnten Speisebrei können die Lust aufs Essen vermiesen. Nicht zuletzt gehört Mundgeruch zu den möglichen Folgen von Mundtrockenheit.
Die Häufigkeit von Mundtrockenheit nimmt im Alter zu. Rund die Hälfte der Über-65-Jährigen ist davon betroffen. Ursächlich kommen – zumindest theoretisch – Funktionseinbußen der Speicheldrüsen infrage, tatsächlich ist aber vor allem eine zunehmende Prävalenz für andere Erkrankungen dafür verantwortlich. So leiden etwa fast alle Krebspatienten, die mit einer Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich oder einer Chemotherapie behandelt werden, an Mundtrockenheit. Zudem können 400 Wirkstoffe zu einer Funktionsabnahme der Speicheldrüsen führen. Rund 80 Prozent der am häufigsten verordneten Arzneimittel gehören dazu, unter anderem Anticholinergika sowie Antidepressiva und Neuroleptika, aber auch Diuretika und Antiparkinsonmittel. Daher ist es auch bei scheinbar banalen, aber anhaltenden Beschwerden sinnvoll, zum Arztbesuch zu raten.
Um akute Beschwerden rasch zu lindern, kann Betroffenen zu Medizinprodukten und verschiedenen Hausmitteln geraten werden. Ihnen ist allerdings gemeinsam, dass ihre Wirkung häufig nur begrenzte Zeit anhält. So sollten Betroffene auf ausreichende Trinkmengen achten. Viele kleine Schlucke über den Tag verteilt bewirken hier naturgemäß mehr als ein großes Glas Flüssigkeit auf einmal. Das Kauen von Kaugummis kann die Tätigkeit der Speicheldrüsen anregen; sinnvollerweise wählt man zahnfreundliche Produkte. Auch – vorzugsweise zuckerfreie – Bonbons können helfen. In zu großen Mengen können sie jedoch auch abführend wirken. Insbesondere wenn die Mundschleimhaut empfindlich oder geschädigt ist, eigenen sich etwa Eiswürfel zum Lutschen. Verzichten sollten Betroffene hingegen auf Alkohol und Nikotin, denn diese können die Beschwerden verstärken. Da Mundtrockenheit das Risiko für Karies erhöht, sollte auch bei Zucker Zurückhaltung geübt werden.
Für eine Befeuchtung können auch Speichelersatzprodukte sorgen. Es gibt sie in Form von Mundspüllösungen (etwa Aldiamed®), Sprays (etwa Miradent® oder Saseem®) oder als Gel (etwa Aldiamed® oder Gum hydral®). Neben Wasser enthalten sie meist Elektrolyte sowie schützende und pflegende Inhaltsstoffe, zum Beispiel Aloe-vera-Extrakt oder Panthenol. Fluorid und Phosphat, die in einigen Produkten enthalten sind, unterstützen die Remineralisierung der Zähne. Nicht nur unterwegs eignen sich Lutschtabletten (zum Beispiel Xerodent®) oder Kaugummi (zum Beispiel Miradent Aquamed®. Betroffene sollten außerdem verstärkt auf eine ausreichende Mundhygiene achten, da die schützenden Effekte des Speichels bei ihnen nicht mehr wirken.