Das fordern die Ärzte von Lauterbach |
Alexander Müller |
18.08.2023 16:25 Uhr |
Regresse, Budgets und Bürokratie: KBV-Chef Andreas Gassen fordert von der Politik eine Entlastung der Praxen. (Archivbild) / Foto: PZ/Wagenzik
»Es ist fünf vor zwölf – die Praxen in Deutschland arbeiten längst über dem Limit. Deshalb fordern wir die Politik auf: Halten Sie Ihre Versprechen und handeln Sie endlich! Verhindern Sie das Aus der ambulanten Versorgung«, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Unter den gegebenen Rahmenbedingungen seien immer weniger Menschen bereit, in einer Praxis zu arbeiten. »Wenn sich nicht bald etwas ändert, geht in den Praxen das Licht aus«, so der KBV-Chef. Entsprechend habe man sich nun direkt an die Politik gewandt.
Die gemeinsamen Forderungen der Praxen an die Politik:
Der Forderungskatalog mitsamt Lösungsvorschlägen werde jetzt an Lauterbach übermittelt. Bis zum 13. September soll der Minister zu den einzelnen Forderungen Stellung beziehen und konkrete Umsetzungsschritte benennen, fordern die Ärzte.
Wie bei den Apotheken treiben vor allem wirtschaftliche Fragen die Ärzteschaft um. Die Praxen seien am Limit oder bereits darüber hinaus, fasste KBV-Vize Stephan Hofmeister die zahlreichen Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen. Beteiligt hatten sich neben der KBV und den einzelnen KVen der Länder auch verschiedene Ärzteorganisationen. »Seit Jahren werden die Praxen kaputtgespart und mit faktischen Minusrunden abgespeist«, so Hofmeister. Auch mit der Budgetierung müsse endlich Schluss sein, damit alle erbrachten Leistungen der Praxen in Gänze bezahlt werden.
»Budgets auf der einen und Rund-um-die-Uhr-Leistungsversprechen auf der anderen Seite passen einfach nicht zusammen. Apropos Versprechen: Auch die Ambulantisierung und ein Bürokratieabbaupaket hatte die Bundesregierung vollmundig angekündigt – zu sehen ist davon bisher rein gar nichts«, so der KBV-Vize.
Bei der Digitalisierung erwarten die Ärzte einen »Kurswechsel« von der Regierung. Obwohl digitale Anwendungen nicht funktionierten und keinen spürbaren Nutzen brächten, würde den Kollegen ständig mit Sanktionen und Bußgeldern gedroht, monierte Hofmeister. »Was wir brauchen, ist ein Praxiszukunftsgesetz, das die erforderlichen Investitionen der Praxen in ausreichend getestete, nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik kostendeckend absichert«, so KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner.
Einige Kernaussagen hat der KBV-Vize aus den Wortmeldungen mitgenommen: »Ich liebe meinen Beruf, ich will für meine Patienten da sein, aber so geht es nicht.« Mit Blick auf die Bürokratie: »Mit gefesselten Händen und Füßen kann man nicht schwimmen.« Und an die Politik gerichtet: »Lasst uns in Ruhe arbeiten.«
Zum Abschluss des Krisentreffens scherzte Hofmeister: »Herr Gassen, Frau Steiner und ich können uns am Ministerium festkleben, das wird keine Veränderung erzeugen.« Applaus gab es für die Idee dennoch im Saal.