Das eigene Krebsrisiko senken |
Daniela Hüttemann |
09.01.2024 07:00 Uhr |
In Bewegung bleiben, gesund ernähren, Gewicht halten, auf Alkohol und Tabakprodukte verzichten: Das reduziert das Krebsrisiko deutlich, unter anderem für Brustkrebs und Eierstockkrebs. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Wer sich an die allgemeinen Empfehlungen der Krebsgesellschaften für einen gesunden Lebensstil hält, hat ein niedrigeres Krebsrisiko. Das zeigt eine neue Auswertung des World Cancer Research Funds und des American Institute for Cancer Research. Dafür wurden in einer prospektiven Kohortenstudie die Daten von rund 95.000 Britinnen und Briten, die älter als 55 Jahre waren, aus der UK Biobank ausgewertet, und zwar für das Neuauftreten 14 verschiedener Krebsarten sowie das Krebsrisiko insgesamt über acht Jahre. Insgesamt 7296 Teilnehmende entwickelten während dieser acht Jahre eine Krebserkrankung (8 Prozent).
Neben Krebsdiagnosen lagen auch Angaben zu Ess- und Bewegungsverhalten vor sowie zu Body-Mass-Index (BMI) und Hüftumfang, die auf ein gesundheitsbewusstes Verhalten schließen ließen. Alter, Geschlecht, Ethnie, Raucher-Status sowie sozioökonomische Nachteile wurden bei der Auswertung berücksichtigt.
Quelle: www.wcrf.org/diet-activity-and-cancer/cancer-prevention-recommendations
Wer sich an alle Empfehlungen hielt (siehe Kasten), erzielte maximal sieben Punkte für ein adhärentes Verhalten. Im Schnitt lag die Adhärenz jedoch nur bei 3,8 Punkten, heißt es in der wissenschaftlichen Veröffentlichung im Fachjournal »BMC Medicine«.
Im Vergleich zu denjenigen mit einer Adhärenzbewertung von 3,5 Punkten oder weniger hatten diejenigen mit einer Bewertung von 4,5 Punkten oder mehr ein um 16 Prozent geringeres Risiko für alle Krebsarten zusammen. Die Krebsforschenden berechneten, dass jeder weitere Punkt auf der Adhärenz-Skala das Krebsrisiko senkt. Für Brust- und Darmkrebs sank das Risiko pro Adhärenzpunkt jeweils um 10 Prozent, für Nierenkrebs um 18 Prozent, für Leberkrebs um 22 Prozent, für Eierstockkrebs um 24 Prozent und für Gallenblasenkrebs sogar um 30 Prozent.
Fast zeitgleich erschien in »BMC Medicine« eine zweite Studie, die umgekehrt zeigt, dass ein hoher BMI mit einem höheren Krebsrisiko assoziiert ist, und zwar unabhängig, ob zusätzlich zum Übergewicht noch kardiovaskuläre Erkrankungen vorlagen. Dick, aber vermeintlich gesund, zählt also nicht in Bezug auf das Krebsrisiko.
Wer einen BMI höher als 25 kg/m2 hat, hat ein nachgewiesen höheres Krebsrisiko für mindestens 13 Krebsarten. Was noch unklar war, ob das nur am Gewicht liegt oder auch an kardiovaskulären Begleiterkrankungen. Die neue Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt nun zu dem Schluss, dass Übergewicht selbst schon das Krebsrisiko erhöht.
Diese Forschenden werteten ebenfalls Daten aus der UK Biobank aus (344.094 Personen, davon 22 Prozent übergewichtig) plus die Daten von 233.249 Teilnehmenden der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition); von diesen waren 15 Prozent übergewichtig. Hier lag das durchschnittliche Follow-up bei fast elf Jahren. Bei 9,5 Prozent der britischen Probanden und 8,3 Prozent der EPIC-Teilnehmenden trat eine Krebserkrankung in diesem Zeitraum neu auf.
Insgesamt war bei Personen ohne eine kardiometabolische Störung ein Anstieg des BMI-Wertes um fünf Punkte verbunden mit einem um 11 Prozent erhöhten Risiko für Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit. Ein genauso erhöhtes Risiko wurde bei Typ-2-Diabetikern festgestellt; bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen war es um 17 Prozent erhöht.
»Die Ergebnisse zeigen, dass ein erhöhter BMI mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht, unabhängig davon, ob die Person andere kardiometabolische Erkrankungen hat«, folgert das Team um Heinz Freisling von der IARC. »Übergewichtige Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen schienen jedoch ein besonders erhöhtes Krebsrisiko zu haben, was darauf hindeutet, dass gezielte Maßnahmen zur Gewichtsreduktion dieser Gruppe zugute kommen könnten.« In jedem Fall liefern die neuen Studien weitere Argumente für einen gesunden Lebensstil.