Darf Wissenschaft witzig sein? |
Jennifer Evans |
14.04.2025 07:00 Uhr |
Wissenschaft mit Humor vermitteln, funktioniert nicht nur bei Kindern: Dass das gut funktionieren kann, zeigen hierzulande beispielsweise Mai Thi Nguyen-Kim und Eckart von Hirschhausen. / © Picture Alliance/dpa
Viele Menschen aus dem Showbiz oder der Politik nutzen die Macht der Witze – entweder um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Sympathiepunkte zu sammeln. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen scheuen sich oft davor, zu lustig zu sein. Oft aus Angst, die Heiterkeit könnte einen Abbruch für ihre Glaubwürdigkeit bedeuten. Doch wie eine Studie zeigt, sind diese Befürchtungen nur zum Teil richtig.
Zwar ist das Vertrauen in die Wissenschaft in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Aber soziale Medien haben grundlegend die Art und Weise verändert, wie sich die Menschen über Wissenschaft informieren. Dieser Wandel hat auf der einen Seite die Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien beflügelt, bietet der Wissenschaft auf der anderen Seite aber eine neue Plattform für ein öffentliches Engagement.
Um herauszufinden, wie gut ein scherzender Wissenschaftler im Netz ankommt, schuf ein Team von Forschenden den fiktiven Dr. Jamie Devon und beobachtete, wie mehr als 2000 Teilnehmende auf dessen Social-Media-Beiträge reagierten.
Gemeinsam war allen Beiträgen eine Karikatur über selbstfahrende Autos und KI. Devons Posts nutzten jedoch verschiedene Formen des Humors. Zum Beispiel leichte Satire oder Anthropomorphismus. Oder eine Kombination aus beiden. Anthropomorphismus schreibt abstrakten Konstrukten menschliche Eigenschaften zu. Die Studienteilnehmenden mussten jeweils bewerteten, wie lustig sie die Inhalte von Devons Beiträgen fanden, wie sympathisch er rüberkam und ob sie seine Posts für eine angemessene Wissenschaftskommunikation hielten.
Die Studie kam zu dem Ergebnis: Humor kann die Kommunikationsbemühungen von Wissenschaftlern unterstützen. Aber nur dann, wenn die Empfängerinnen und Empfänger die Posts als wirklich lustig empfinden. Am besten kamen Witze an, die Anthropomorphismus und Satire kombinierten. Sie erzeugten zum einen die größte Heiterkeit und ließen den Wissenschaftler sympathischer erscheinen. Und zum anderen verstärkten sie die Wahrnehmung, dass es sich bei der Nachricht um eine authentische wissenschaftliche Quelle handelte.
Wenn es um Vertrauen geht, eignen sich den Studienautorinnen und -autoren zufolge jedoch nicht alle Humor-Formen gleich gut. Harte Formen wie Satire würden als aggressiver empfunden, was die Glaubwürdigkeit untergrabe. Doch wer Humor gezielt einsetze, könne komplexe wissenschaftliche Themen verständlicher gestalten, Fehlinformationen aus dem Weg räumen und Neugierde wecken. »Humor ist ein mächtiges Werkzeug«, so das Fazit der Studie. Ihm gelinge es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahbarer zu machen und mithilfe sozialer Medien gleichzeitig für sie eine Brücke zur Öffentlichkeit zu schlagen.