Dank Teplizumab erst Jahre später manifester Typ-1-Diabetes |
| Sven Siebenand |
| 14.11.2025 14:30 Uhr |
Menschen mit Typ-1-Diabetes sind auf lebenslange externe Insulinzufuhr angewiesen. Teplizumab soll den Autoimmunprozess bremsen, der letztlich für den Untergang insulinproduzierender Zellen in der Bauchspeicheldrüse verantwortlich ist. So dauert es dank Teplizumab länger, bis ein manifester Typ-1-Diabetes auftritt, / © Adobe Stock/DOC RABE Media
Im Zuge des Autoimmunprozesses bei Typ-1-Diabetes gehen die insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas zugrunde. Die beiden ersten Stadien von Typ-1-Diabetes werden als Prädiabetes bezeichnet. Bereits im Stadium 2 lassen sich charakteristische Inselautoantikörper messen. Auch kommt es schon zur Glucoseintoleranz beziehungsweise zur Störung des Glucosestoffwechsels. Die typischen Symptome in Stadium 3 sind dann die bekannten, etwa übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen oder Gewichtsabnahme.
Das EMA-Gremium plädiert dafür, Teplizumab bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten ab acht Jahren, die sich derzeit im Stadium 2 von Typ-1-Diabetes befinden, zuzulassen. Der Antikörper soll den Übergang in Stadium 3 herauszögern.
Teplizumab bindet an das CD3-Protein, das Teil des T-Zell-Rezeptors auf T-Lymphozyten ist. Der Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch angenommen, dass es unter anderem zur Deaktivierung von autoreaktiven T-Lymphozyten, die die Betazellen der Bauchspeicheldrüse angreifen, kommt. Zudem soll der Antikörper gleichzeitig den Anteil der Zellen erhöhen, die helfen, die Immunreaktion zu dämpfen. So kann der Ausbruch der Erkrankung zumindest ausgebremst werden. Der Antikörper wird an 14 aufeinanderfolgenden Tagen einmal täglich intravenös infundiert.
Die placebokontrollierte Zulassungsstudie TN-10 mit 76 Patienten im Stadium 2 von Typ-1-Diabetes war erfolgreich. Nach der zweiwöchigen Infusionsphase wurde regelmäßig überprüft, wann die Probanden ins Stadium 3 übergegangen waren. Im Durchschnitt trat dies unter Teplizumab nach 50 Monaten ein, unter Placebo bereits nach 25 Monaten, also gut zwei Jahre früher.
Zu den häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Teplizumab zählen verringerte Spiegel bestimmter weißer Blutkörperchen (Lymphozyten, Leukozyten und Neutrophile), Hautausschlag und niedrige Bicarbonatwerte im Blut, was zu einer metabolischen Azidose führen kann. Die häufigste schwerwiegende Nebenwirkung, die bei 2 Prozent der Patienten beobachtet wurde, war ein Zytokinfreisetzungssyndrom, eine schwerwiegende Erkrankung, die Fieber, Erbrechen, Atemnot, Kopfschmerzen und niedrigen Blutdruck verursacht. Die Produktinformationen und der Risikomanagementplan für Teizeild enthalten geeignete Maßnahmen zur Risikominderung.
Abschließend muss nun die EU-Kommission entscheiden, ob sie der EMA-Empfehlung folgt. In der Regel ist dies eine Formsache, sodass man davon ausgehen kann, dass Teplizumab, das bereits unter anderem in den USA seit einiger Zeit verfügbar ist, auch hierzulande in den Handel kommt.