CO2-Fußabdruck könnte drastisch gesenkt werden |
| Daniela Hüttemann |
| 28.10.2025 08:00 Uhr |
Der Umwelt zuliebe sollten laut Leitlinie ältere Kinder und Erwachsene mit ausreichendem Atemzugsvolumen einen Pulverinhalator statt eines Druckgas-betriebenen Dosieraerosols bekommen. / © Getty Images/Grigorev_Vladimir
Basis der Auswertung sind die Abrechnungsdaten deutscher Apotheken für alle GKV-Versicherten der Jahre 2013 bis 2022. Während 2013 noch gerundet 1,114 Milliarden definierte Tagesdosen aller Inhalatortypen verordnet und abgerechnet wurden, waren es zehn Jahre später bereits 1,273 Milliarden definierte Tagesdosen – ein Plus von 14,3 Prozent, schreiben die Autoren um Dr. Sarah Blau vom Institut für digitale Allgemeinmedizin der RWTH Aachen und dem Deutschen Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) im Fachjournal »BMJ Open Respiratory Research«.
Der Anteil an Druckgas-betriebenen Inhalatoren mit Fluranen als Treibgas nahm dabei sogar von 44,8 auf 48,2 Prozent zu, während der Anteil klimafreundlicherer Alternativen wie Pulverinhalatoren und Soft Mist Inhalern (Respimat) von 55,2 auf 51,8 Prozent sank. Der CO2-Fußabdruck für die Inhalatortherapie stieg damit von 459 Kilotonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2013 auf 525 Kilotonnen, was ebenfalls einem Plus von 14 Prozent entspricht. Mehr als 95 Prozent dieses CO2-Fußabdrucks entfielen dabei auf die Druckgas-betriebenen Inhalatoren.
Die erste S1-Leitlinie zur klimabewussten Verordnung von Inhalativa wurde im Sommer 2022 von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) veröffentlicht; bereits 2024 gab es ein Update zur S2k-Leitlinie.
Oftmals ist eine Umstellung auf einen Pulverinhalator oder Respimat therapeutisch betrachtet möglich. Pulverinhalatoren werden grundsätzlich bevorzugt empfohlen für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene mit obstruktiven Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD. Dosieraerosole sollen dagegen nur bei bestimmten Patientengruppen eingesetzt werden wie Kindern unter fünf Jahren und geriatrischen Patienten mit eingeschränkter Atemtechnik.
Würden bei 85 Prozent der Patienten im Alter zwischen zehn und 79 Jahren die umweltfreundlicheren Varianten eingesetzt, könnten die CO2-Emissionen um ganze 55 Prozent gesenkt werden, was 288 Kilotonnen CO2-Äquivalenten entspräche, rechnen die Studienautoren vor. »Das erhebliche Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasen unterstreicht die Notwendigkeit und Durchführbarkeit einer nachhaltigen Veränderung der Verschreibungspraxis in Kliniken«, schließen die Autoren.