Chikungunya-Impfstoff könnte 2025 kommen |
Daniela Hüttemann |
08.08.2023 07:00 Uhr |
Charakteristisch Symptom einer Chikungunya-Erkrankung ist eine starke Druckschmerzhaftigkeit eines oder beider Handgelenke. / Foto: Getty Images/manusapon kasosod
Das Chikungunya-Virus wird von verschiedenen Mückenarten übertragen und hat sich in den vergangenen Jahren von den Tropen und Subtropen bis in den Mittelmeerraum verbreitet. Mitte der 2010er-Jahre kam es vermehrt zu größeren Ausbrüchen. Typische Symptome einer akuten Infektion sind Fieber, Hautausschlag, Erschöpfung, Kopfschmerzen und die namensgebenden oft schweren Muskel- und Gelenkschmerzen (Chikungunya heißt »der gekrümmte Gehende« in der Sprache der Makonde, einem Volk Tansanias).
Zwar ist die Mortalität niedrig, doch die Morbidität hoch. Etwa 50 Prozent der symptomatischen Erkrankten entwickelt Einschränkungen, die mit dem Alter zunehmen können. Derzeit gibt es weder Impfungen noch spezifische Behandlungsmöglichkeiten gegen die Viruserkrankung.
Zumindest bei den Impfstoffen tut sich nun etwas. Die dänische Firma Bavarian Nordic, zuletzt in den Medien präsent durch ihren Pocken- und MPox-Impfstoff, präsentierte die Daten aus einer Phase-III-Studien mit ihrem adjuvantierten VLP-basierten Impfstoffkandidaten CHIKV VLP (PXVX0317). VLP steht für Virus-like Particles, also virusähnliche Partikel.
An der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie nahmen 3254 gesunde Menschen im Alter von 12 bis 64 Jahren teil (eine zweite Studie mit 413 gesunden älteren Menschen läuft noch). Die Teilnehmenden erhielten entweder eine einzelne Dosis des VLP-Impfstoffs oder eine Placebo-Impfung.
Wie Bavarian Nordic am Sonntag mitteilte, wurden alle primären Endpunkte erreicht. »Eine schnelle und dauerhafte Immunantwort mit hoher Immunität sowohl zwei Wochen als auch sechs Monate nach einer Einzel-Impfung wurde bestätigt«, schreibt das Unternehmen. Es will die Studien bald beenden und im kommenden Jahr die Zulassungsanträge in der EU und in den USA einreichen. Bavarian Nordic rechnet mit einem Markteintritt 2025.
Der Impfstoff sei hoch immunogen und löse hohe Titer von Chikungunya-neutralisierenden Antikörpern aus. Die angestrebten Titer wurden erreicht oder überschritten. Die Ansprechrate betrug nach zwei Wochen 97 Prozent. Sechs Monate nach der Impfung hatten noch 86 Prozent der Verumgruppe seroprotektive Werte neutralisierender Antikörper.
Was die Firma nicht verrät ist, wie viele symptomatische Erkrankungen in der Verumgruppe verhindert werden konnten. Der Impfstoff sei jedenfalls gut vertragen worden. Nebenwirkungen seien mild bis moderat. Die Veröffentlichung der kompletten Studiendaten in einem Fachjournal mit Peer-Review-Verfahren steht noch aus. Über die Phase-II-Daten hatte die PZ zuletzt im Mai berichtet.
Auch andere Unternehmen und Institute arbeiten an Chikungunya-Impfstoffen. Ebenfalls weit in der Entwicklung ist ein Lebendvirus-Impfstoff von Valneva (VLA1553), dessen Phase-III-Daten im Juni in »The Lancet« publiziert wurden.