Chemiebranche warnt vor Eskalationsspiralen |
Cornelia Dölger |
14.04.2025 10:00 Uhr |
»Eine stabile Gesundheitsversorgung sollte bei allen Entscheidungsträgern eine besonders hohe Priorität haben«, so VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup zur PZ. / © Thomas Lohnes/VCI
Verwirrung und Unsicherheit prägen den Aktienmarkt, seit US-Präsident Donald Trump mehrere Volten und Kehrtwenden bei der Erhebung von Zöllen vollführt hat. Seine Ankündigung von vergangener Woche, angedrohte Zölle teils vorerst auszusetzen, holte die Börsenkurse kurzzeitig aus dem Tief zurück, aber von einer Pause im Handelsstreit kann keine Rede sein, zumal der US-Präsident parallel weitere Zölle etwa auf Pharma androht und die Eskalation mit China vorantreibt. Die Handelspolitik der US-Administration bleibt erratisch.
In dieser Situation ruft der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zur Besonnenheit auf. »Jetzt gilt es für alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die USA sind und bleiben ein zentraler Handelspartner für Deutschland«, so VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup zur PZ. Eine Eskalationsspirale würde den
Schaden nur vergrößern, warnt Große Entrup. »Eine stabile Gesundheitsversorgung sollte bei allen Entscheidungsträgern eine besonders hohe Priorität haben.«
Große Entrup begrüßte die Entscheidung zur teilweisen Aussetzung der Zölle. Allerdings sei diese »temporär und nur ein halber Schritt zurück«. Die Weltwirtschaft werde durch die vielen Unsicherheiten weiter belastet. Und: »US-Pharmazölle stehen im Übrigen unverändert im Raum.«
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands, der die Interessen von 2300 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige vertritt, appelliert an Brüssel, flexibel zu bleiben. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte nach der Ankündigung der teilweise Aussetzung ihrerseits ein Aussetzen der EU-Gegenzölle für 90 Tage verkündet. »Wir wollen Verhandlungen eine Chance geben«, begründete sie. Wenn die Verhandlungen »nicht zufriedenstellend« verliefen, träten die Gegenmaßnahmen in Kraft.
Große Entrup betonte, die EU müssen im engen Dialog mit Washington bleiben. Und: »Berlin muss dazu beitragen, dass Brüssel mit einer Stimme für die EU spricht.« Die Kommission brauche ein starkes Mandat ihrer Mitglieder, auch im Interesse der deutschen Industrie, so der VCI-Hauptgeschäftsführer.