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Digitale Gesundheitsanwendungen

Chancen und Grenzen bei psychischen Erkrankungen

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet. Einen Therapieplatz zu finden, ist schwierig und langwierig. Unterstützung versprechen Apps auf Rezept (Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA). Wann und für wen kommen sie infrage? 
dpa
20.02.2025  08:00 Uhr

Panikattacken, Burnout, Depressionen oder Angstzustände: Rund ein Sechstel aller Menschen leiden in Deutschland nach Angaben des Bundesgesundheitssurveys (BGS) an psychischen Problemen oder Störungen. Und das mit steigender Tendenz. Wer hierzulande nach einem freien Therapieplatz sucht, muss jedoch mitunter monatelang warten. 

Etwas mehr als fünfzig DiGA gibt es derzeit. Davon sind rund die Hälfte Programme zur psychischen Unterstützung. »Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung haben einen Anspruch auf eine Versorgung mit DiGAs, die von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden können und durch die Krankenkasse erstattet werden«, erklärt Maik Pommer, Pressesprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Anbieter müssen für die dauerhafte Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis einen Nachweis über einen positiven Versorgungseffekt erbringen.

Ob eine digitale Gesundheitsanwendung für jemanden geeignet ist, hängt von der Art und Schwere der mentalen Belastung oder auch psychischen Erkrankung ab. DiGA richten sich an Menschen mit leichter bis mittelschwerer psychischer Belastung, die an ihrer Genesung arbeiten möchten. Sie können beispielsweise hilfreich sein für Menschen, die eine leichtere Form einer Erkrankung haben oder Patienten auf einer Warteliste für eine Therapie, um die Wartezeit zu überbrücken.

Wie funktionieren diese DiGA?

Psychologische DiGAs basieren meist auf Methoden der Verhaltenstherapie und bieten Funktionen wie:

  • Geführte Selbsthilfeprogramme: Interaktive Übungen basierend auf kognitiver Verhaltenstherapie sollen helfen, Denkmuster zu erkennen und zu verändern.
  • Tagebuch- und Tracking-Funktionen: In manche Anwendungen können Nutzer Stimmungen, Ängste oder Schlafverhalten dokumentieren und so Entwicklungen nachvollziehen.
  • Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen: Angeleitete Meditationen oder Atemübungen sollen etwa helfen, Stress zu reduzieren.
  • Wissen und Psychoedukation: Betroffene erhalten fundierte Informationen über ihre Erkrankung und lernen, mit Symptomen umzugehen.

Beispiel Angsterkrankungen: »Die Patienten bekommen nicht nur theoretisches Wissen über ihre Erkrankung und setzen sich aktiv damit auseinander, sondern sind auch angehalten, ihre Ängste in sogenannten Mutprojekten anzugehen«, erklärt die Psychologin Dr. Lara Ebenfeld von HelloBetter, einem der größten Anbieter. »Dadurch kann die korrigierende Erfahrung gemacht werden, dass die Ängste aushaltbar sind und sogar von alleine weniger werden, wenn man sie zulässt.«

Patienten müssen Ausdauer mitbringen

Konkret bedeutet dies, dass der Patient jede Woche online eine Einheit durcharbeitet, seine Situation reflektiert und dabei psychologisches Feedback erhält und bei Rückfragen mit einer Psychologin oder einem Psychologen in Kontakt treten kann.

»Sie sind ein sehr niederschwelliges Angebot, denn sie sind anonym, jederzeit abrufbar und können bequem von zu Hause aus wahrgenommen werden – oder eben dort, wo man beispielsweise die Panikattacke bekommt«, nennt Ebenfeld einige Vorteile. Allerdings müssen die Nutzerinnen und Nutzer Eigeninitiative und Disziplin mitbringen. »Das ist wahrlich keine einfache Aufgabe und ein Transfer des Gelernten in den Alltag ist für den Erfolg der DiGA besonders wichtig«, so die Psychologin. 

Kann eine DiGA eine Psychotherapie auch ersetzen?

Nein, so Dr. Gerhild Rausch-Riedel, Vorsitzende des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten (bvvp). Zwar sei es gut, wenn sich der Patient mit seinen Problemen auseinandersetzt, Achtsamkeit übt, und sich ein Bewusstheit für seine Angsterkrankung schafft. Aber: »Eine DiGA kann keine Therapie ersetzen.« Und »ohne therapeutische Begleitung ist das Risiko hoch, dass die Patienten die App wieder beiseitelegen oder nicht beenden.«

Als Alternative zur Therapie seien die DiGA tatsächlich nicht gedacht, sondern als erste Auseinandersetzung, Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz und möglicherweise als Ergänzung zur herkömmlichen Psychotherapie, sagt auch Lara Ebenfeld.

Zudem gibt es Diagnosen, bei denen die Programme nicht empfehlenswert sind oder die andere Methoden erfordern: »Bei starken Depressionen und Trauma-Folgestörungen sind die DiGA nicht geeignet«, sagt Rausch-Riedel. »Andere therapeutische Verfahren arbeiten mit der Beziehung zum Therapeuten, um auch in die tiefen, abgelehnten Anteile der Psyche abzutauchen. Dies geht nur in der menschlichen Begegnung.«

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