Chancen des politischen Neuanfangs nutzen |
Caroline Wendt |
08.05.2025 13:15 Uhr |
Preis forderte, die Gesundheitspolitischen Themen mit Mut, Verantwortung und Entschlossenheit anzugehen. / © AVNR/Alois Müller
»Viele im Gesundheitswesen atmen auf, sieht man doch endlich die Chance eines politischen Neuanfangs«, berichtete Preis bei der 110. Mitgliederversammlung des AVNR. Es bestehe Hoffnung auf einen neuen Politikstil, der wieder auf einen gleichberechtigten Dialog mit allen Fachleuten im Gesundheitswesen setze. Jetzt gelte es, mit Energie und Entschlossenheit die Herausforderungen im Gesundheitswesen anzugehen.
Die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro sei dabei nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, da die Kosten der Apotheken in den letzten 10 Jahren um über 60 Prozent gestiegen seien. »Wichtig ist, dass die Erhöhung so schnell wie möglich kommt, und damit meine ich, in den nächsten 100 Tagen«, betonte Preis. Auch die Aufhebung der Skontodeckelung, die ebenfalls im Koalitionsvertrag angekündigt wurde, gelte es so schnell wie möglich umzusetzen. Im Februar hatte der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass Skonti beim Rx-Einkauf wie Rabatte zu werten sind und damit den Preisvorschriften unterliegen.
Besonders die Apothekenhonorierung sei »mehr als überfällig«, da es noch nie zuvor »eine so verehrende Bilanz« an Apothekenschließungen gegeben habe. »Durch die fahrlässige Tatenlosigkeit der vorherigen Regierung verzeichnen wir einen historischen Negativ-Rekord von 578 Apotheken-Schließungen im Jahr 2024«, so Preis. Die Leidtragenden seien dabei auch die Patienten – besonders Ältere und chronisch Kranke –, die immer weitere Wege in Kauf nehmen müssten. Preis: »So darf es nicht weitergehen, mittlerweile gehören wir in Europa zu den Schlusslichtern in der Apothekendichte.«
Mit dem Eintreten der Babyboomer ins Rentenalter rolle eine nie dagewesene Welle an Patienten auf das Gesundheitswesen zu. Diese Herausforderung wolle die Apothekerschaft gerne angehen, wie aus dem Zukunftspapier »In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke« der ABDA hervorgehe. »Wir stellen nicht nur berechtigte finanzielle Forderungen, sondern macht auch klare Angebote an die Politik«, betonte Preis.
Die Politik setze auf die Apotheke vor Ort als eine Anlaufstelle in der Gesundheitsvorsorge und wolle die Strukturen der Apotheke für Präventionsleitungen ausbauen. Eine Aufgabe, die die Apothekerschaft gerne annehme, doch könne das nur mit wirtschaftlich gestärkten Apotheken geschehen, so der Verbandschef. »Mit unserem Zukunftskonzept präsentieren wir pünktlich zum Start der neuen Regierung, dass die Apotheken bereit sind den Wandel und die Transformation unseres Berufsstandes selbst aktiv zu gestalten.«
Die Aufgabe der Politik sei es dabei, für akzeptable Rahmenbedingungen zu sorgen. »Jetzt muss die Politik diesen selbst beschlossenen Fahrplan auch konsequent und verlässlich abarbeiten«, forderte der Verbandsvorsitzende. »Wir werden die Regierung an der Umsetzung des Koalitionsvertrags messen, sie aber auch bei der Erreichung ihrer selbst gesteckten Ziele mit ganzer Kraft unterstützen.«
Mit ganzer Kraft entschieden sich die anwesenden Delegierten auch für den Rahmenvertrag mit der Gedisa. Mit nur zwei Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen wurde der Haushaltsentwurf für 2026 und eine geänderte Beitragsordnung, welche das Dienstleistungsangebot der Gedisa berücksichtigten, angenommen. Das sogenannte Plus-Paket kostet 39 Euro monatlich pro Apotheke. Würden die Apotheken die Leistungen des Pakets einzeln buchen, wären es stattdessen 118 Euro. Getragen werden die Kosten über steigende Beitragssätze des Verbandes. Hauptapotheken zahlen ab 2026 einen Beitrag von 3500 Euro statt wie bisher 2950 Euro, für Filialen steigen die Kosten von 2650 Euro auf 3200 Euro.
Neben den Basisleistungen der Gedisa – Portalzugang, ApoGuide, Impfsurveillance, Abrechnung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL), Gematik-App, ApoMail und Verbands-News – beinhaltet das Plus-Paket neue Funktionen, über die Sascha Hansen berichtete. So können Apotheken über einen TI-Messenger, mit Ärzten, Krankenhäusern oder Patienten chatten, so der kaufmännischer Leiter von Gedisa.
Besonders hervor hob er auch das neue Retax-Portal, das Ende Juni an den Start gehen soll. Hiermit sollen Retaxationen einheitlich übermittelt werden. »So können künftig auch die Datensätze von retaxierten E-Rezepten eingesehen werden«, erläuterte Hansen. In späteren Ausbaustufen könne auch KI-unterstützt gearbeitet werden, um Massen-Retaxationen bei Kleinstbeträgen zu verhindern. Des Weiteren beinhaltet das Paket ein Terminmanagement-System und einen sicheren Datenraum, indem Daten revisionssicher abgelegt werden können.