Cannabis-Unternehmer will in den Bundestag |
Lukas Brockfeld |
22.01.2025 08:00 Uhr |
Can Ansay möchte mit seiner Partei in den Bundestag. / © Dr. Ansay Partei
Can Ansay ist eigentlich promovierter Jurist. Doch in den vergangenen Jahren machte er sich mit dubiosen Geschäften im Internet einen Namen. So verkaufte er auf seiner Website Krankschreibungen ohne ärztliche Untersuchung und stellte Corona-Testzertifikate aus. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und die Testzertifikate wurden von der 80-jährigen Mutter des Unternehmers unterschrieben. Die Ärztin wurde deswegen zu einer Geldbuße verurteilt und verlor ihre Approbation.
Im Augenblick vertreibt der Jurist über seine Plattform »Dr. Ansay« medizinisches Cannabis. Auch hier müssen die Kundinnen und Kunden laut einem Bericht des ZDFs nur einen Fragebogen ausfüllen und können sich ihr Gras samt eines dazugehörigen Rezepts nach Hause liefern lassen. Nach eigener Aussage wurde Ansay durch seine Geschäfte zum Multimillionär. Jetzt will er in die große Politik.
Die »Dr. Ansay Partei« hat sich erfolgreich für die Bundestagswahl 2025 qualifiziert. Der Namensgeber, der sich als Volksheld, Top-Unternehmer und politischen Revolutionär beschreibt, verspricht nicht weniger als die Rettung Deutschlands und Kosteneinsparungen in Höhe von 100 Milliarden Euro.
»Die Dr. Ansay Partei ist radikal, aber weder links noch rechts, sondern geradeaus zu mehr Wohlstand für alle. Unsere pragmatische Politik spricht besonders Wechselwähler aus allen Lagern an – auch aus der AfD und der CDU/CSU, von denen wir uns insbesondere auch darin unterscheiden, dass wir Rassismus ablehnen«, erklärt Ansay in einer Pressemitteilung.
Im Wahlkampf setzt Ansay auf die sozialen Medien. In einem auf TikTok veröffentlichten Video singt er über die Rettung des Landes, das Unvermögen der etablierten Parteien und verspricht mehr Wohlstand für alle. Dabei trägt er eine an Donald Trump angelehnte »Make Weed Great Again« Baseballkappe. Inzwischen wurde der Clip über 70.000 mal angesehen.
Das ambitionierte Sparziel von 100 Milliarden Euro will die Partei durch Digitalisierung, Reformen und Bürokratieabbau erreichen. Auch der Einsatz einer »Staats KI« soll Behörden und Ministerien günstiger und effiziente machen. Zusätzlich soll eine »Volks-App« die öffentliche Verwaltung verbessern und gleichzeitig Volksentscheide digital ermöglichen.
In dem fünf Seiten starken Wahlprogramm wird dem Thema Gesundheit auffällig viel Raum gegeben. Can Ansay möchte die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen von 96 auf höchstens zehn reduzieren. So ließen sich schätzungsweise neun Milliarden Euro sparen, die stattdessen in die Versorgung der Patienten investiert werden könnten. Der Einsatz der EPA soll doppelte Diagnosen, unnötige Bürokratie und ineffiziente Prozesse verhindern und so noch einmal 8,5 Milliarden Euro sparen.
Das Thema Cannabis wird ausführlich behandelt. Hier fordert der Unternehmer eine kontrollierte Legalisierung, die »den Schwarzmarkt eliminiert, die Jugend schützt und einen verantwortungsvollen Umgang fördert«. Dazu soll Cannabis über Apotheken vertrieben werden. Außerdem setzt sich die Partei für die Legalisierung von Psilocybin ein.
Die Partei fordert eine Aufarbeitung der Covid-19 Pandemie. Die Verantwortlichen sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Can Ansay will China auf 50 Milliarden Euro Schadensersatz verklagen. Außerdem sollen die »Wucherkosten« für die Impfstoffe zurückgefordert werden.
Andere wichtige Themen wie der Ukrainekrieg, die wirtschaftliche Rezession oder die Energiewende tauchen in dem kurzen Wahlprogramm nicht auf.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.