BVDAK mahnt Kassen zur Sparsamkeit |
Stefan Hartmann ist erster Vorsitzender des BVDAK. / © BVDAK
Die Gesetzliche Krankenversicherung verzeichnete im vergangenen Jahr ein Defizit von mehr als sechs Milliarden Euro. Fast alle Versicherungen haben daher zum Jahreswechsel ihre Zusatzbeiträge erhöht. Kurz nach der Bundestagswahl hat der AOK Bundesverband Vorschläge zur Sanierung der GKV präsentiert. Die Pläne würden auch die Apotheken treffen, so will die AOK unter anderem bei den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sparen.
Die Sparpläne der Ortskassen wurden unter anderem von der ABDA scharf kritisiert. Jetzt meldet sich auch der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) zu Wort. Der Verband lobt zwar das grundsätzliche Anliegen der AOK, spricht sich aber gegen Kürzungen im Arzneimittelbereich aus.
»Angesichts der rasanten Zunahme hochpreisiger Arzneimittel suchen die GKV-Verantwortlichen sehr schnell nach Einsparungen im Arzneimittelbereich, wie der Anhebung des Herstellerabschlags auf 16 Prozent und der Rückwirkung des Erstattungsbetrages für Arzneimittel nach dem AMNOG-Verfahren«, kommentiert der BVDAK-Vorsitzende Stefan Hartmann. »Einer Streichung der Umlage für pharmazeutische Dienstleistungen über den Festzuschlag und Umstellung auf Direktabrechnung, sowie einer Rückführung nicht verausgabter Mittel für pDL vom Nacht- und Notdienstfonds an den Gesundheitsfonds mit anschließender Verteilung auf die Krankenkassen widersprechen wir entschieden.«
Die von der AOK ins Visier genommenen pharmazeutischen Dienstleistungen tragen nach Einschätzung des BVDAK wesentlich dazu bei, die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern und gleichzeitig die Kosten der Krankenkassen zu senken. »Darüber hinaus ist die Honorierung dieser Leistungen der Apotheken bewusst auch mit dem Ziel eingeführt worden, die Gesundheitsversorgung vor Ort zu erhalten und zu stärken, indem die Apotheken zusätzlich zu dem seit mehr als zehn Jahren nicht erhöhten Fixhonorar pharmazeutische Dienstleistungen abrechnen können«, so Hartmann.
Durch die im Papier vorgeschlagene Rückführung nicht verausgabter Mittel vom Nacht- und Notdienstfonds an den Gesundheitsfonds erwarten die 95 GKVen zusammen eine Einnahme von 500 Millionen Euro. Der BVDAK verweist allerdings auf die hohen Verwaltungsausgaben der Krankenkassen. »Die geforderten Maßnahmen für mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sollten die Mitglieder des AOK-Bundesverbandes beziehungsweise aller GKVen gleich in ihren eigenen Strukturen umsetzen. Ansonsten werden selbst 500 Millionen Euro nur ein Tropfen auf einen heißen Stein«, so Hartmann.
Das Geld solle lieber in sinnvolle, pDL-bezogene Maßnahmen für die Apotheken gesteckt werden. »Denkbar wären die Finanzierung der Ausbildung weiterer AMTS-Manager, unterstützender Software oder von baulichen Maßnahmen, um den erforderlichen Beratungsraum auf- beziehungsweise auszubauen. Zusätzlich sollten weitere, von den Apotheken bislang wie selbstverständlich erbrachte Dienstleistungen, in den Bereich der honorierten pDLs aufgenommen werden. Dies würde leistungsbezogene, nachhaltige Effekte zur Stärkung der Apotheken vor Ort erbringen«, erklärt der BVDAK Vorsitzende.
Die Apotheken seien in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation und müssten angesichts des Apothekensterbens dringend gestärkt werden. »Wir brauchen keine sinnlose Rückzahlung an die Krankenkassen, wir brauchen eine schnelle, effektive und nachhaltige Unterstützung für die betriebswirtschaftlich am Limit arbeitenden Apotheken. Diskussionen darf es allenfalls darüber geben, wie die Kollegen konkret unterstützt werden«, schließt Stefan Hartmann seine Ausführungen zu den Forderungen der AOK.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.