| Melanie Höhn |
| 16.01.2025 14:30 Uhr |
Es sei eine »Neuverteilung von Aufgaben« nötig, so Alena Buyx. / © IMAGO/Metodi Popow
Alena Buyx war bis April 2024 Vorsitzende des Deutschen Ethikrats und ist seitdem unter anderem Mitglied des Expertenrats »Gesundheit und Resilienz« der Bundesregierung. In einer Keynote im Rahmen der aktuellen Semesterfrage der Universität Wien äußerte sie sich über das »kränkelnde Gesundheitssystem«, wie »Der Standard« berichtete.
Ihre Forderungen: »Weniger Medikamente, also weg von Pauschalverschreibungen, die nachweislich wenig medizinischen Nutzen zeigen«, wie die Zeitung schreibt. Es sei eine »Neuverteilung von Aufgaben« nötig, etwa das »stärkere Einbinden von Apothekerinnen und Apothekern sowie dem Pflegepersonal bei medizinischen Tätigkeiten«. Es brauche zudem mehr Geld für gezielte Therapien oder Präventionsmaßnahmen.
Außerdem forderte Buyx »weniger, dafür bessere Krankenhäuser und ganz generell eine Diskussion darüber, für welche der bahnbrechenden, aber teuren Innovationen von Abnehmspritze bis personalisierten Krebstherapien die Gesellschaft künftig Geld ausgeben soll«, schreibt »Der Standard«.
Ihrer Meinung nach sind die jüngsten medizinischen Errungenschaften Segen und Fluch zugleich, wie sie am Beispiel der neuen Abnehmmedikamente verdeutlichte: »Wenn wir in Deutschland allen Patientinnen und Patienten, bei denen es sinnvoll wäre, die Abnehmspritze verschreiben, kostet das etwa 46 Milliarden Euro. Das Arzneienbudget würde sich allein durch diese Maßnahme verdoppeln.«
Diese neuen Behandlungsmöglichkeiten würden ein Umdenken erfordern. Wie Buyx verdeutlichte, müsse man Innovation nicht nur als etwas verstehen, das stets hinzukomme, sondern auch einmal weggenommen werden dürfe, wie »Der Standard« die Wissenschaftlerin zitiert.
»Wenn es neue Evidenz gibt, dass etablierte Behandlungsansätze nicht so wirksam sind, wie wir immer annahmen, oder es bessere Alternativen gibt, müssen wir den Mut haben, diese zu streichen.« Gleiches gelte für die Übermedikation – etwa von älteren Menschen: Viel zu selten durchforste man gemeinsam mit Betroffenen die überlange Liste an angesammelten Medikamenten, die über die Jahre einfach weiterverschrieben werden.