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Antidepressiva

Bupropion macht am wenigsten dick

Gewichtszunahme ist eine bekannte unerwünschte Arzneimittelwirkung von Antidepressiva. Sie ist laut einer aktuellen Studie bei verschiedenen Substanzen unterschiedlich stark ausgeprägt. Am wenigsten nehmen Patienten unter Bupropion zu.
Annette Rößler
04.07.2024  16:20 Uhr

Bei der im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« erschienenen Arbeit handelt es sich um eine Auswertung der Daten von 183.118 Patienten in den USA. Den Teilnehmenden war eine Therapie mit Sertralin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Bupropion, Duloxetin oder Venlafaxin neu verschrieben worden. Im Anschluss an den Therapiestart wurde geschaut, wie sich ihr Gewicht nach 6, 12 und 24 Monaten entwickelt hatte.

Als primären Endpunkt hatten die Autoren um Professor Dr. Joshua Petimar von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, Massachusetts, die Veränderung des Körpergewichts nach sechs Monaten definiert. Ein sekundärer Endpunkt war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Proband unter der Therapie innerhalb von sechs Monaten mindestens 5 Prozent an Gewicht zugenommen hatte.

Alle eingesetzten Antidepressiva führten zu einer Gewichtszunahme von bis zu 2 kg nach zwei Jahren, doch fiel diese je nach Wirkstoff unterschiedlich groß aus. Unter Sertralin, das mit 20 Prozent den höchsten Verordnungsanteil hatte, lag sie bei circa 1,5 kg, unter Bupropion bei knapp 0,5 kg. Da die Adhärenz im Lauf der Zeit immer schlechter wurde, waren jedoch für die Zeitpunkte 12 und 24 Monate nach Behandlungsbeginn keine verlässlichen Aussagen mehr möglich.

Verglichen mit Sertralin waren folgende Substanzen nach sechs Monaten mit einer stärkeren Gewichtszunahme verbunden: Escitalopram (+ 0,41 kg), Paroxetin (+ 0,37 kg), Duloxetin (+ 0,34 kg), Venlafaxin (+ 0,17 kg) und Citalopram (+ 0,12 kg). Zwischen Sertralin und Fluoxetin (– 0,07 kg) war kein nennenswerter Unterschied feststellbar, während Patienten unter Bupropion zu diesem Zeitpunkt sogar 0,22 kg abgenommen hatten. Das Risiko, nach einem halben Jahr mindestens 5 Prozent des Ausgangsgewichts zugenommen zu haben, war unter Escitalopram, Paroxetin und Duloxetin um 10 bis 15 Prozent höher als unter Sertralin, unter Bupropion dagegen um 15 Prozent geringer.

Bupropion habe sich bereits in früheren Studien als der antidepressive Wirkstoff mit dem geringsten Potenzial für eine Körpergewichtserhöhung erwiesen, berichten die Autoren. Das liege vermutlich daran, dass Bupropion neben seiner hemmenden Wirkung auf die Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme auch das hypothalamische Melanocortin-System aktiviere. Bei den beiden selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SSNRI) Duloxetin und Venlafaxin sei aufgrund der noradrenergen Wirkkomponente eigentlich ein stärkerer appetithemmender Effekt zu erwarten gewesen als beim reinen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Sertralin. Tatsächlich flachen die Kurven des Gewichtsverlaufs bei diesen beiden Wirkstoffen im weiteren Verlauf auch ab, während die von Sertralin und den anderen SSRI Citalopram/Escitalopram, Paroxetin und Fluoxetin weiter ansteigen – wobei die Aussagekraft dieses Ergebnisses wegen der bereits erwähnten niedrigen Adhärenz begrenzt ist.

Insgesamt seien die beobachteten Unterschiede zwischen den Substanzen gering gewesen, fassen die Autoren zusammen. Bupropion habe sich, was die Gewichtszunahme angeht, durchgängig als der vorteilhafteste Wirkstoff erwiesen. In Situationen, in denen verschiedene Therapieoptionen infrage kommen, könnten Ärzte diese Befunde bei der Wirkstoffauswahl berücksichtigen.

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