Bundeskriminalamt warnt vor mehr Rezeptfälschungen |
Werden Fälle von Rezeptfälschungen bekannt, wird in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft ermittelt. / © Imago/Pond5 Images
In Niedersachsen seien im vergangenen Jahr hohe dreistellige Zahlen an Straftaten im Zusammenhang mit gefälschten ärztlichen Rezepten für Schlankheitsmedikamente erfasst worden – nach niedrigen dreistelligen Zahlen ein Jahr zuvor, teilte das Landeskriminalamt in Hannover mit. Bundesweit werde versucht, die gefälschten Rezepte einzulösen. Die Fallzahlen stammten aus der Eingangsstatistik, unterlägen fortlaufenden Änderungen und seien daher nur ein Näherungswert. Zu den gefragten Präparaten gehören Ozempic® und Wegovy® mit dem Wirkstoff Semaglutid sowie Mounjaro® mit Tirzepatid.
Auch das Bundeskriminalamt berichtet von einer steigenden Zahl von Fällen. »Hinsichtlich der gewichtsreduzierend wirkenden Arzneimittel ist davon auszugehen, dass die gesteigerte Nachfrage, der eingeschränkte Patientenkreis sowie der höhere Preis dieser Arzneimittel ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen«, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamts kürzlich. Eine genaue Statistik dazu gebe es aber nicht.
Auch im kleinsten Bundesland Bremen ist das Phänomen bekannt. Zwar würden die Fälle nicht gesondert erfasst, weil es sich um ein neues, zahlenmäßig geringes Phänomen handle, teilte die dortige Polizei mit. Vergleichszahlen lägen daher nicht vor. Aber: Im laufenden Jahr gab es den Angaben zufolge bislang in sechs Fällen Ermittlungen aufgrund von Rezeptfälschungen für Schlankheitsmittel. »Wir sprechen hier von Urkundenfälschungen und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz«, sagte ein Polizeisprecher.
Werden Fälle bekannt, werde in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft ermittelt. Bei erkennbarer Häufung würden Apotheken über ihre Apothekerkammer sensibilisiert, teilte die Polizei Bremen mit.
Auch von niedersächsischen Apotheken kommen laut der dortigen Apothekerkammer Rückmeldungen zu immer wieder auftauchenden gefälschten Papierrezepten für Antidiabetika. »Apothekerinnen und Apotheker unterliegen einer Prüfpflicht und entdecken daher erfahrungsgemäß viele Fälschungen«, erklärte eine Sprecherin der Apothekerkammer Niedersachsen.
Gefälschte Rezepte könnten für verschiedene Arzneimittel mit hohem Sucht- und Missbrauchspotenzial vorliegen, etwa für Betäubungsmittel. Unregelmäßigkeiten auf dem Rezept, ungewöhnliche Handschriften oder Aufdrucke könnten auf Manipulationen hinweisen, so die Sprecherin. Auch ein auffälliges Arzneimittel, das häufig missbräuchlich verwendet werde, könne ein Warnsignal sein. »Bekanntermaßen gehören dazu Antidiabetika, die aktuell vielfach missbräuchlich als Abnehmmittel verwendet werden, oder auch Wachstumshormone«, sagte sie.
Laut einer Sprecherin der Apothekerkammer Niedersachsen wachse die Herausforderung für Apotheken: Die Kriminellen werden in der Fälschung zunehmend professioneller. Die Blüten seien oft nur schwer als solche zu erkennen. »Da geht es manchmal um Arztadressen oder Angaben von Versicherten, die es gar nicht gibt«, nannte der ABDA-Präsident Thomas Preis als Beispiele. Es gehe dabei nicht mehr nur um simple Manipulationen, sondern um komplexe Täuschungsversuche.
»Das macht es dann verführerisch für Kriminelle«, erklärt der ABDA-Präsident weiter. Die Ursache für den gestiegenen Bedarf sehe er auch in der Berichterstattung der Boulevardpresse sowie in der Werbung durch Influencerinnen und Influencer.