Bremer Apotheker kritisieren PTA-Leitung |
Im Gespräch: Apotheker Holger Piekuth (stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Bremen), Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) und Klaus Scholz, Präsident der Bremer Apothekerkammer (v.l.n.r.). / Foto: Apothekerkammer Bremen
Holger Piekuth, Apotheker und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Bremen sowie der Präsident der Bremer Apothekerkammer, Klaus Scholz, haben in einem Gespräch mit der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kirsten Kappert-Gonther vor den aktuellen Entwürfen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) gewarnt.
Die Leitung von Apotheken durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und damit »Apotheken ohne Apotheker« würden die Patientensicherheit, das Leistungsspektrum für Patienten sowie die Qualität der pharmazeutischen Betreuung gefährden. Im Gespräch hob Kammerpräsident Scholz hervor: »Apotheker durchlaufen ein fünfjähriges Hochschulstudium, das sie umfassend auf ihre Aufgaben vorbereitet. Im Unterschied dazu absolvieren PTA eine zweieinhalbjährige Fachschulausbildung, die sich vorwiegend auf die Rezepturherstellung und Laborarbeit konzentriert. Als Apotheker übernehmen wir die Verantwortung und haften für die korrekte Abgabe von Arzneimitteln, einschließlich der Kontrolle ärztlicher Verordnungen.« Es sei fraglich, ob PTA immer erkennen können, wann die Hinzuziehung eines Apothekers notwendig sei.
Auch die Möglichkeit, im Akutfall per Video einen Apotheker aus dem Filialverbund zuzuschalten, überzeuge nicht. Anders als bei einer ärztlichen Videokonsultation würden hier die Möglichkeit zur Vorbereitung und der Zugriff auf Patientendaten fehlen. Eine solche Regelung werde der Komplexität und den Anforderungen an die pharmazeutische Betreuung nicht gerecht.
Ergänzend hob Holger Piekuth hervor: »Diese Idee führt dazu, dass ohnehin schon komplexe Prozesse, die durch Lieferengpässe, wechselnde Kassenverträge, drohende Retaxationen durch Krankenkassen sowie die Genehmigungspflicht für bestimmte Arzneimittel und Hilfsmittel gekennzeichnet sind, weiter verkompliziert werden.« Die Folge seien längere Wartezeiten für Kunden und zusätzliche Herausforderungen für das Apothekenpersonal, insbesondere wenn die Apothekendichte weiter abnimmt und weniger Apotheken immer mehr Patienten versorgen müssen. »Besonders kritisch ist dies in Städten wie Bremen und Berlin, die deutschlandweit die niedrigste Apothekendichte aufweisen. Im Land Bremen gibt es derzeit nur 18 Apotheken auf 100.000 Einwohner, bundesweit liegt die Apothekendichte bei 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner.«