Blutabnahme per Saugnapf mit Mikronadeln |
Sven Siebenand |
03.05.2024 10:30 Uhr |
Blutegel erzeugen durch ihr Schlucken einen Unterdruck, über den sie Blut aus der Wunde saugen. Ein in Zürich neu entwickeltes Gerät zur Blutentnahme funktioniert im Prinzip ebenso. / Foto: Adobe Stock/kreativwerden
Die Blutabnahme am Arm per Nadel ist Standard in der Arztpraxis. Für einige Patienten ist es aber der Horror. Als Alternative ist in manchen Fällen dann die Blutgewinnung aus der Fingerkuppe möglich. Für viele diagnostische Untersuchungen reicht der Tropfen Blut, den man am Finger gewinnen kann, aber nicht aus. Zudem können die Messungen aus dem Kapillarblut ungenau sein.
In einer Pressemeldung stellt die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich ein neu entwickeltes Gerät zur Blutentnahme vor. Zwar lässt sich damit nicht so viel Blut gewinnen wie mit einer Nadel, aber deutlich mehr als mit einem Stich in die Fingerkuppe. Das Gerät funktioniert nach dem Blutegel-Prinzip. Nachdem sich ein Blutegel an der Haut festgesaugt hat, durchdringt er diese mit seinen Zähnen und erzeugt durch Schlucken einen Unterdruck, über den er Blut aus der Wunde saugt. Das neue Gerät funktioniert im Grunde ebenso. Ein etwa 2,5 cm großer Saugnapf wird am Oberarm oder am Rücken angebracht. In ihm befinden sich mehrere Mikronadeln, die beim Anpressen die Haut punktieren. Der Unterdruck im Saugnapf sorgt dafür, dass sich innerhalb weniger Minuten Blut darin sammelt.
Ein Prototyp des neuen kleinen Blutentnahmegeräts. / Foto: Zoratto et al. Advanced Science 2024
Im Fachjournal »Advanced Science« hat ein Team um Dr. Nicole Zoratto von der ETH Zürich den Saugnapf mit den Mikronadeln detailliert vorgestellt. Demnach kann dieser etwa 0,8 ml Blut aufnehmen und er enthält eine weitere Flüssigkeitskammer zum Beispiel für Antikoagulantien. Ein Vorteil des neuen Geräts: Die Mikronadeln befinden sich im Innern des Saugnapfs. Dadurch ist die Verletzungsgefahr beim Anwenden und Entsorgen geringer als bei der Blutentnahme mit klassischen Nadeln. Zudem, so die Wissenschaftlerin, kann das Gerät kostengünstig hergestellt werden, sodass es sich auch für ressourcenschwache Länder als Alternative anbieten könnte.
Bislang haben die Forschenden das Gerät an Schweinen getestet. Bevor es bei Menschen breit angewandt werden kann, müsse die Materialzusammensetzung noch optimiert werden. Danach könne die Erprobung bei Menschen starten. Dafür sucht die Forschungsgruppe derzeit noch einen Partner für die weitere Finanzierung.