Bloß nicht noch einmal Lauterbach |
Cornelia Dölger |
12.03.2025 15:28 Uhr |
Wer zieht ins BMG ein? Nicht noch einmal Karl Lauterbach, wenn es nach den Apotheken geht. / © IMAGO/Schöning
In dem Schreiben im Namen der Apothekengruppierung stellen Parniyan Alamdari, Inhaberin der Alexanderapotheke im hessischen Groß-Umstadt, und Apotheker Jan Siegel, Inhaber der Palm'schen Apotheke am Rathaus in Freiberg, dem amtierenden Bundesgesundheitsminister ein verheerendes Zeugnis aus. Lauterbach habe »misslungene Reformen und Legalisierungen« aneinandergereiht und sich kaum um andere, gravierendere Probleme im Gesundheitswesen gekümmert. Apotheker, Ärzte, Krankenhäuser und andere Leistungserbringer stünden daher »mit dem Rücken zur Wand«.
Anstatt funktionierende Strukturen zu stärken, habe Lauterbach in überflüssige neue Angebote wie beispielsweise Gesundheitskioske investiert, kritisieren die Verfasser. Projekte wie die Teillegalisierung von Cannabis seien »überhastet und nicht durchdacht«, brächten Jugendliche in Gefahr und erschwerten die Cannabisversorgung der Patienten.
Für vorschnell halten Alamdari und Siegel auch die Einführung des E-Rezepts vor gut einem Jahr. Weil das Verfahren in den Modellregionen nicht ausreichend getestet wurde, hätten Arztpraxen und Apotheken nach wie vor mit erheblichem Mehraufwand zu kämpfen. Etwa sei das Problem der Stapelsignatur noch immer nicht gelöst. »Durch ausreichende Probeläufe hätte man solche Themen frühzeitig erkennen und Lösungen finden können.«
Kritik üben die Verfasser auch an Lauterbachs Alleingängen, etwa bei Card Link. Dass Lauterbach das Verfahren gegen den Willen aller Leistungserbringer und auch der Kassen durchgesetzt habe, nutze ausschließlich den Versendern – die seitdem ihren Marktanteil verdoppelt hätten. Hinzu komme die mangelnde Kontrolle der Versender, während die Bürokratie für die lokalen Apotheken steige. »Das macht den Job unattraktiver, es werden keine Nachfolger gefunden und viele Apotheken müssen früher oder später schließen.«
Der Plan der »Apotheke ohne Apotheker«, wie ihn das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) vorsah, hätte die Offizinen zu »reinen Abgabestellen« degradiert, kritisieren die Verfasser. Das hätte die Beratungsqualität gesenkt und damit die Arzneimitteltherapiesicherheit gefährdet.
Letztlich setze Lauterbach mit seinen politischen Entscheidungen die Gesundheitsversorgung aufs Spiel. Er sei nicht die richtige Person, um die Herausforderungen im Gesundheitssystem zu meistern. Daher müsse eine weitere Amtszeit verhindert werden. »Wir fordern, dass die CDU/CSU, die von uns Apothekern mit großer Mehrheit gewählt wurde, alles in ihrer Macht Stehende tut, dass Herr Lauterbach nicht wieder Gesundheitsminister wird.«
Friedrich Merz und die Union sollten wissen, wie sehr alle Leistungserbringer unter Lauterbach gelitten hätten, so Apothekerin Alamdari zur PZ. Sie hoffe, dass der Brief entsprechend aufgenommen werde. Alamdari ist erst seit drei Jahren selbstständig und berichtet, dass sie seitdem fast ausschließlich mit Problembewältigung zu tun habe. Von den Erwartungen an den Beruf und der Vorfreude, die sie gehabt habe, sei inzwischen nicht mehr viel übrig, so Alamdari, die in Heidelberg studiert und promoviert hat.
Wen sie statt Lauterbach lieber im Bundesgesundheitsministerium sehen möchte, lässt die Inhaberin offen. »Hauptsache, die Person spricht mit uns.« Denn von wichtigen Plänen und Entscheidungen erst über die Medien zu erfahren, wie Lauterbach es gewohnheitsmäßig gemacht habe, »empfinden wir als respektlos«.
Anfang März hatten 75 Apothekeninhaberinnen und -inhaber aus Mecklenburg-Vorpommern in einem offenen Brief an Merz appelliert, dass dieser eine zweite Amtszeit des Ministers nach Möglichkeit verhindern solle.