BKK: Ruf nach weniger Kassen ist »populistisch« |
Statt in der Vielzahl der Kassen sieht der BKK-Dachverband das Problem in den ungebremsten Ausgaben für Versorgung und Arzneimittel. / © imago/Becker&Bredel
Viel hilft viel – im Zusammenhang mit der Kassenlandschaft scheint das Bonmot nicht zuzutreffen. Die finanzielle Lage der mehr als 90 Krankenversicherungen in Deutschland ist durchweg dramatisch, die Beiträge steigen ungebremst, allein im ersten Quartal 2025 hatten die Kassen bei den Leistungsausgaben für gesetzliche Versicherte sechs Milliarden Euro mehr im Vergleich zum ersten Quartal 2024 zu stemmen. Besonders die Krankenhäuser zählen zu den Kostentreibern, aber auch die Ausgaben für Arzneimittel.
Würden weniger Kassen den Trend stoppen können? Immerhin unterhält jede eigene Strukturen, IT-Systeme und Marketingabteilungen. Dies bindet Ressourcen, die stattdessen in die Versorgung fließen könnten, bemängeln Kritiker. Der Wettbewerb führe hier nicht zu mehr Effizienz, sondern zu einem hohen Verwaltungsaufwand.
Die Kassen sehen das anders und wollen grundsätzlich an der Anzahl nicht rütteln. Anne-Kathrin Klemm, seit Anfang Juli alleinige Vorständin des BKK-Dachverbands, widersprach jüngsten Forderungen nach einer Reduktion der Versicherer und bezeichnete die Vorstöße als »ein populistisches Ablenkungsmanöver«. Mit solchen Forderungen werde »nicht nur das Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme weiter erschüttert, sondern auch von den eigentlichen Problemen in unserem Gesundheitssystem abgelenkt«.
Diese sieht Klemm ganz klar in den »explodierenden Ausgaben für die medizinische Versorgung und Arzneimittel«. Es gelte also, sich nicht immer wieder »in Phantomdiskussionen um vermeintliche Einsparpotenziale bei den Verwaltungskosten zu verlieren«. Stattdessen sollte die politische Energie besser in Strukturreformen investiert werden, »die die toxische Ausgabendynamik durchbrechen und die explodierenden Beitragssätze stabilisieren«.