Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Immuntherapie-Erforschung
-
Biontech übernimmt Start-up für Künstliche Intelligenz

Biontech will seinen Forschungsbereich für Künstliche Intelligenz ausbauen und das darauf spezialisierte britische Start-up InstaDeep übernehmen, um neue Immuntherapien zu erforschen. Ziel sei es, die Entwicklung neuartiger Arzneimittelkandidaten mit hoher Durchsatzleistung und deren und Prüfung im großen Maßstab zu ermöglichen. 
AutorKontaktdpa
AutorKontaktPZ
Datum 11.01.2023  14:30 Uhr

Künstliche Intelligenz wird in der Forschung immer wichtiger. Das gilt auch bei der Suche nach wirksamen Immuntherapien. Das für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Unternehmen will sich in diesem Bereich verstärken und richtet den Blick nach Großbritannien, um ein auf künstliche Intelligenz spezialisiertes Start-up zu übernehmen.  Mit einer geplanten Vorabzahlung von rund 362 Millionen Pfund (etwa 408 Millionen Euro) in bar und Biontech-Aktien wäre die Übernahme von InstaDeep die größte in der bisherigen Firmengeschichte, wie das Unternehmen am gestrigen Dienstag in einer Pressemeldung erklärte.

Die Übernahme sei laut der Pressemeldung Teil von Biontechs Strategie, weltweit führende Kapazitäten in der KI-gesteuerten Arzneimittelforschung und der Entwicklung von Immuntherapien und Impfstoffen der nächsten Generation aufzubauen, um Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf zu adressieren. Ziel sei es, die Entwicklung neuartiger Arzneimittelkandidaten mit hoher Durchsatzleistung und deren und Prüfung im großen Maßstab zu ermöglichen.  Die angestrebte Übernahme erweitere die Belegschaft um rund 240 Fachkräfte und eröffne einen Zugang zu einem globalen Netzwerk von Forschungspartnern in den Bereichen künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Data Science. InstaDeep soll nach der Übernahme als Biontech-Tochter weltweit tätig sein und seinen Sitz in London behalten. 

Abschluss des Geschäfts bis Ende März

Durch die Übernahme wird Biontech das Netzwerk globaler Forschungskooperationen in diesem Bereich ausbauen und die Präsenz des Unternehmens an für diese Talente wichtigen Standorten in den Vereinigten Staaten, Europa, Afrika und dem Nahen Osten erweitern. »Seit der Gründung von Biontech haben wir uns darauf konzentriert, computergestützte Lösungen zu nutzen, um personalisierte Immuntherapien zu entwickeln, die möglichst viele Patienten erreichen können«, sagte Professor Ugur Sahin, CEO und Mitbegründer von Biontech. »Die Übernahme von InstaDeep ermöglicht es uns, die sich rasch weiterentwickelnden KI-Fähigkeiten der digitalen Welt in unsere Technologien sowie Wirkstoff- und Arzneimittelforschung, Herstellung und Bereitstellungsabläufe einzubinden. Unser Ziel ist es, Biontech zu einem Technologieunternehmen zu machen, in dem KI nahtlos in alle Aspekte unserer Arbeit integriert ist.«

InstaDeep wurde nach eigenen Angaben 2014 gegründet und hat Niederlassungen in Paris, Tunis, Lagos, Dubai und Kapstadt. Biontech hält bereits InstaDeep-Anteile. Über die 362 Millionen Pfund hinaus sollen InstaDeep-Anteilseigner erfolgsabhängige Zahlungen in einer Gesamtsumme von bis zu 200 Millionen Pfund (etwa 225 Millionen Euro) erhalten. Biontech strebt an, das Geschäft noch bis Ende März abzuschließen, wie Vorstandschef Ugur Sahin auf einer Fachkonferenz in den USA ankündigte. Ziel sei es, Künstliche Intelligenz nahtlos in alle Bereiche der Arbeit zu integrieren. Mit InstaDeep verbinde Biontech eine dreijährige erfolgreiche Zusammenarbeit unter anderem bei der Entwicklung eines Frühwarnsystems zur Erkennung möglicher Hochrisikovarianten von Sars-CoV-2.

Das Coronavirus werde weiter mutieren, sagte Sahin. »Es wird nicht verschwinden, es wird bei uns bleiben.« Ein Trend in der künftigen Arbeit werde es sein, einen Impfstoff und einen Therapieansatz zu entwickeln, die nicht nur gegen schwere Krankheitsverläufe schützten, sondern auch »Infektionen und symptomatische Erkrankungen« verhinderten. Die geplante Übernahme unterstreicht die zunehmende Bedeutung Großbritanniens für Biontech. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Mainzer dort ein Forschungs- und Entwicklungszentrum zur Krebstherapie aufbauen wollen. Ziel ist es, bis 2030 bis zu 10.000 Patientinnen und Patienten mit personalisierten Krebsimmuntherapien zu behandeln – entweder im Rahmen klinischer Studien oder als zugelassene Behandlungen.

Mehr von Avoxa