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Multiple Sklerose

Biomarker im Blut sagt MS-Verlauf voraus

Die leichte Kette des Neurofilaments (NfL), ein Protein des Zytoskeletts von Neuronen, das bei der Ausbildung von Axonen mitwirkt, wird bereits seit Längerem als Biomarker im Blut untersucht. Jetzt bestätigen die Ergebnisse einer neuen Studie, dass ein erhöhter Blut-NfL-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für eine Verschlechterung der Behinderung bei Patienten mit Multipler Sklerose assoziiert ist.
Theo Dingermann
08.11.2023  10:30 Uhr

Es ist bekannt, dass die Konzentration der leichten Kette des Neurofilaments (Neurofilament light chain, NfL) im Blut von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) mit dem Grad der neuroaxonalen Schädigung ansteigt und mit der Krankheitsaktivität sowie dem Ansprechen auf die Behandlung korreliert. Allerdings ist der exakte Zusammenhang zwischen den NfL-Werten und der bestätigten Verschlechterung der Behinderung (confirmed disability worsening, CDW) bei MS-Patienten nur unzureichend bekannt und teilweise sogar widersprüchlich.

Dieses Defizit um einen wichtigen Biomarker beheben nun Forschende um Dr. Ahmed Abdelhak vom Weill Institute for Neurosciences, Department of Neurology der University of California in San Francisco, USA, und Kollegen von der Universität Basel, Schweiz. Die Forschenden nutzen zwei große, langfristig angelegte Kohorten von MS-Patienten aus der EPIC-Studie der University of California und aus der Swiss Multiple Sclerosis Cohort (SMSC) aus der Schweiz, um die dynamischen Veränderungen von NfL-Spiegeln im Zusammenhang mit Behinderungsereignissen genauer zu erfassen. Die Ergebnisse der Arbeit wurden nun in dem Fachjournal »JAMA Neurology« publiziert.

Für die Auswertung standen den Forschenden 3906 NfL-Messungen von 609 Patienten aus der EPIC-Studie und 8901 NfL-Messungen von 1290 Patienten aus der SMSC-Kohorte über einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfügung. Insgesamt wurden 227 CDW in der EPIC-Kohorte und 435 CDW in der SMSC-Kohorte beobachtet. Die meisten CDW-Ereignisse waren anhaltend und auf eine Verschlechterung von mehr als einem Funktionswert auf der Expanded Disability Status Skala (EDSS) zurückzuführen.

Hohe Blut-NfL-Werte gehen einer Verschlechterung der Krankheit voraus

Die Forschenden konnten zeigen, dass erhöhte NfL-Werte mit einem bis zu 91 Prozent höheren Risiko für eine Verschlechterung der Behinderung mit einem Rückfall (CDW-R) etwa ein Jahr später und einem bis zu 49 Prozent höheren Risiko für eine Verschlechterung der Behinderung ohne Rückfall (CDW-NR) fast zwei Jahre später verbunden waren.

Die Studie zeigt allerdings auch, dass andere Faktoren wie das Alter der Patienten, die Dauer der Erkrankung, das Vorhandensein von kürzlichen Rückfällen und die Schwere der Behinderung Einfluss auf die NfL-Spiegel haben können.

Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass NfL als vielversprechender Biomarker für die Beurteilung des Krankheitsverlaufs bei MS dienen kann, insbesondere zur Vorhersage von künftigen Behinderungen. Damit ist dies die erste Studie, bei der der Zeitrahmen vor der Verschlechterung der Behinderung quantifiziert wird, in dem die Schädigung des zentralen Nervensystems stattfindet.

Da der Anstieg der NfL-Konzentration bis zu zwei Jahre vor dem Nachweis einer Verschlechterung der Behinderung messbar sein kann, sollte sich der Biomarker eignen, die Behandlung von MS-Patienten zu optimieren und letztlich deren Lebensqualität zu verbessern.

»Die Überwachung des NfL-Spiegels könnte in der Lage sein, die Krankheitsaktivität mit höherer Empfindlichkeit zu erkennen als die klinische Untersuchung oder die konventionelle Bildgebung«, sagt  Seniorautor Professor Dr. Jens Kuhle, Leiter des Multiple-Sklerose-Zentrums an der Universität Basel in einer Mitteilung der UCSF. Künftige Untersuchungen würden sich mit Therapien befassen, die das Fortschreiten der Krankheit während dieser Zeit erhöhter NfL-Werte aufhalten könnten.

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