Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Multiple Sklerose

Biomarker identifiziert Patienten mit Nutzen von Glatirameracetat

Wie sprechen Patienten, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind, auf eine Therapie mit Glatirameracetat oder Interferon-β an? Das wurde bisher empirisch ermittelt. Jetzt haben Forschende einen Biomarker identifiziert, der ein rationaleres Vorgehen erlaubt.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 12.08.2025  18:00 Uhr

Glatirameracetat (GA) zählt zusammen mit Interferonen, Teriflunomid und Dimethylfumarat zu den Erstlinientherapeutika bei schubförmiger Multipler Sklerose (MS). GA ist ein Gemisch synthetischer Polypeptide aus den Aminosäuren Glutamin, Tyrosin, Alanin und Lysin. Der exakte Wirkmechanismus bei MS ist unbekannt. Man vermutet, dass GA im Sinne einer therapeutischen Impfung die Immunreaktion auf die Myelinscheiden der Nerven moduliert.

Das Medikament ist gut verträglich und hat sich zur Behandlung einer MS bewährt. Allerdings gibt es derzeit keine validierten Biomarker, die Hinweise geben könnten, ob ein Patient auf eine GA-Behandlung anspricht. Vor diesem Hintergrund hat ein internationales Konsortium von Forschenden unter der Leitung von Professor Dr. Nicholas Schwab vom Institut für Translationale Neurologie der Universität Münster eine retrospektive multizentrische Kohortenstudie initiiert, deren Ergebnisse jetzt im Fachjournal »eBioMedicine« publiziert wurden.

Bestimmtes HLA-Allel mit Therapieansprechen assoziiert

Die Forschenden sequenzierten die T-Zell-Rezeptor-β-Ketten (TRB) von insgesamt 3021 MS-Patienten, von denen 628 mit GA vorbehandelt waren. Dabei identifizierten sie zwei auffällige, wiederkehrende TRB-Profile, die mit einer GA-Therapie im Zusammenhang standen. Eines davon war mit dem HLA-Allel HLA-A*03:01 assoziiert, das andere mit dem HLA-Allel HLA-DRB1*15:01. Liegt eines dieser beiden HLA-Allele vor, reagiert das Immunsystem also auf eine Therapie mit GA.

Es zeigte sich jedoch, dass ausschließlich Betroffene mit der Genvariante HLA-A*03:01 nachweislich klinisch von einer GA-Therapie profitierten. In einer der untersuchten Kohorten reduzierte GA (allein oder in Kombination) die Schubrate bei HLA-A*03-Trägern um 33 bis 34 Prozent im Vergleich zu einer Behandlung mit Interferon-β. In einer anderen Kohorte sank das Risiko des ersten Schubs durch eine GA-Behandlung um 63 Prozent. Zudem bewirkte GA eine Besserung beziehungsweise Stabilisierung verschiedener Krankheitsparameter (Behinderung, MRT-Läsionen, Neurofilament-Leichtketten), wenn die Patienten HLA-A*03:01-positiv waren. Im Schnitt ist dies für etwa 30 bis 50 Prozent der europäischen MS-Patienten der Fall.

Mechanistische Untersuchungen zeigten, dass für die HLA-A*03:01-assoziierten CD8⁺-Antworten wohl die Präsentation eines spezifischen Peptids aus der GA-Mischung verantwortlich ist, das dann zentral für die klinische Wirksamkeit ist. Ließe sich dieses Peptid identifizieren, könnte die Zusammensetzung des Wirkstoffs gezielt optimiert werden.

Prinzipiell lassen sich jetzt über eine HLA-A*03:01-Genotypisierung vor dem Beginn einer MS-Therapie Patienten identifizieren, die von einer GA-Therapie deutlich stärker profitieren als von einer Behandlung mit Interferon-β. Das könnte den Stellenwert von GA in dieser genetisch definierten Subgruppe deutlich anheben, möglicherweise vergleichbar mit Eskalationstherapien mit Dimethylfumarat oder Fingolimod.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa