Biogen investiert 1 Milliarde Dollar für Parkinson-Medikament |
Theo Dingermann |
07.08.2020 14:00 Uhr |
Bestimmte Parkinson-Formen sind genetisch bedingt, unter anderem durch Mutationen im Gen für die Kinase Dardarin. Hier greift ein neuer Wirkstoff an. / Foto: iStock/monsitj
Denali Therapeutics Inc. ist ein US-amerikanisches biopharmazeutisches Unternehmen, das ein breites Portfolio zentralgängiger Wirkstoffkandidaten zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen entwickelt. Einer dieser Kandidaten, DNL151, hat jetzt das Interesse von Biogen geweckt. Biogen will mehr als 1 Milliarde Dollar investieren, um einen Zugriff auf diesen innovativen Wirkstoff zu erhalten.
Zusätzlich erwirbt Biogen mit diesem Investment die exklusive Option auf zwei weitere Entwicklungsprogramme im Bereich neurodegenerativer Erkrankungen, in denen Denali Therapeutics seine «Transport Vehicle (TV)«-Technologieplattform einsetzt, um die Blut-Hirn-Schranke (BBB) zu überwinden. Eines dieser Programme zielt auf Amyloid beta, das Protein, das von vielen als eine der Hauptursachen der Alzheimer-Krankheit angesehen wird.
DNL151 ist ein Hemmstoff der Serin/Threoninkinase LRRK2 (Leucine-Rich Repeat Kinase 2). Diese Kinase wird auch als »Dardarin« bezeichnet, ein Begriff, der auf das typische Zittern (abgeleitet von dem baskischen Wort »dardara« für zittern) bei der Parkinson-Erkrankung anspielt.
Bestimmte familiäre Formen der Parkinson-Krankheit werden durch Mutationen im LRRK2-Gen verursacht. Diese Mutationen, die mit einer Prävalenz von etwa 5 Prozent die häufigste genetische Ursache familiärer Formen des Parkinsonismus darstellen, werden dominant vererbt. Man geht davon aus, dass die Parkinson-assoziierten Mutationen zu einer Erhöhung der Kinase-Aktivität führen.
LRRK2 ist ein Regulator der lysosomalen Funktion, die bei der Parkinson-Krankheit beeinträchtigt ist. Durch die Hemmung von LRRK2 könnten die lysosomalen Funktion wiederhergestellt und so das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit bei Patienten mit und ohne bekannte genetische Risiken verlangsamen. Auf dieser Hypothese beruht das Entwicklungskonzept von DNL151.
Die Kompetenzen bei Denali Therapeutics und Biogen könnten sich auch auf einem weiteren Gebiet optimal ergänzen. Denn Biogen hat Anfang Juli bei der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Zulassung von Aducanumab beantragt. Aducanumab (BIIB037) ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit entwickelt wird.
Eine der sogenannten TV-Plattformen, die Denali Therapeutics anbietet, zielt auf die Verbesserung der Aufnahme von Biotherapeutika in das Gehirn, darunter Antikörper, Enzyme, Proteine und Oligonukleotide nach intravenöser Verabreichung. Das sgenannte »Abeta-Programm (ATV-aktiviertes Anti-Amyloid-Beta-Programm)« könnte im Kontext der Aducanumab-Entwicklung für Biogen von potentiell erheblichem Nutzen sein.