Biodiversität lässt sich mit den Sinnen erfassen |
Jennifer Evans |
16.07.2025 09:00 Uhr |
Grün und geräuschvoll: Menschen können Unterschiede im Artenreichtum und der Waldstruktur wahrnehmen. / © Adobe Stock/detailblick-foto
Wie nehmen wir eigentlich die Vielfalt der Natur wahr? Es gelingt über die Sinne, insbesondere Hören und Sehen spielen eine zentrale Rolle. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ sowie der Universität Leipzig.
Für die Studie, die in »People and Nature« erschienen ist, bewerteten zwei Gruppen von jeweils 48 Personen entweder Waldfotografien oder Waldklänge, jeweils aus Gebieten mit unterschiedlicher Artenvielfalt. Visuelle Vielfalt assoziierten sie vor allem anhand von Farbe, Vegetationsdichte, Lichtstimmung und Waldstruktur. Die akustische Vielfalt hing für sie dagegen mit der Melodie der Vogelstimmen sowie deren Lautstärke als auch mit saisonalen Unterschieden wie Tages- oder Jahreszeit und den damit hervorgerufenen Emotionen zusammen.
Die Wahrnehmung der Teilnehmenden stimmte in beiden Fällen weitgehend mit der tatsächlichen Biodiversität der Wälder überein, wie sie Biologen messen. Die Gruppe mit den Tonaufnahmen schnitt sogar leicht besser ab. Die Forschenden vermuten, dass im Soundtrack des Waldes einfach weniger visuelle Ablenkungen existieren.
In einer früheren Studie hatte Erstautor Kevin Rozario, wissenschaftlicher Mitarbeiter am iDiv, bereits festgestellt, dass die subjektiv wahrgenommene Artenvielfalt positive Effekte auf die mentale Gesundheit hat.
Die Erkenntnis darüber, wie wir Biodiversität beurteilen, hat sowohl für die Umweltpsychologie als auch Naturschutz- und Begrünungsmaßnahmen einen praktischen Nutzen. Zum Beispiel, wenn es um die Gestaltung von Lebensräumen geht, etwa städtische Grünflächen. Neben ökologischen Kriterien erscheint es demzufolge sinnvoll, ebenso darauf zu achten, dass sich die Vielfalt von Menschen sinnlich erleben lässt. Denn dies trägt am Ende zu ihrem Wohlbefinden bei.
Derzeit hoffen die Forschenden, diese Erkenntnisse mit weiteren Studien zu untermauern. Dennoch empfehlen sie schon jetzt, in Wäldern wieder auf mehr Artenvielfalt zu setzen. Das bedeutet eine hohe Diversität von Baumarten und eine große strukturelle Vielfalt, wodurch sich mehr unterschiedliche Singvogelarten ansiedeln. Schließlich sei mehr Biodiversität nicht nur im Sinne des Naturschutzes, sondern trage nachweislich auch zur Verbesserung der Gesundheit bei, heißt es.